Das Nordlicht. Bd. 1-2

Und, Sonnen verfinsternd, der Erde entragen.

O Heiland, nun hab ich dich wahrhaft gefunden, Du ruhtest so traurig und stumm in dem Grab, Dann bluteten plötzlich, o Herr, deine Wunden, Da ich dich, dein Mörder, bleich angesehn hab! Das Blut aber leuchtete sanft in der Tiefe:

Da wurde die Erde auf einmal erhellt,

Und mir wars, als schimmerte, sickerte, liefe

Ihr Selbstlicht ins sonnlichtbeackerte Feld.

Ich schau dieses Glimmen in Weinbeeren reifen: Der Glaube an dich, guter Heiland, erwacht,

Wir können die Saat deines Blutes begreifen,

Die Herbsternte strahlt in unsagbarer Pracht! Schon fließt deine Milch in verzücktem Gebete: Und reifen im Urschein Geschlechter heran,

So legt in dem Baum, den die Schöpferhand säte, Der Sohn seine Liebe und Fruchtbarkeit an.

So wachsen die Wesen, in Streit und in Liebe, Und geben ersterbend lebendigen Geist;

Auch ich habe Beeren und Ranken und Triebe

Im Urschatz der Seele, die Gott ewig preist!

In mondbleichen Nächten, beim sternstillen Morgen, Erleuchtet und kräftigt Der Sohn mein Gebet,

Die Glut, die im Lichtschoß der Erde verborgen, Berauscht meinen Wein, wenn die Wärme verweht: Ach, ferne vom Tage und lauten Verhalten

Gibt ganz sich der Mensch seiner Herzlichkeit hin! O Heiland, dann magst du in mir wachsam walten: Ich lache, ich weiß, daß ich Du in Mir bin:

Du kannst mich zum Dir, viel zu tief zu dir ziehen, Dann seh ich, getilgt ist die furchtbare Schuld, Denn Gnade ist mir, im Ich selber, verliehen,

Ich trage die Reue und Scham mit Geduld!«

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