Das Nordlicht. Bd. 1-2

Doch hegt der Heilige besonders eine Hecke, Wo Blüten bunt aus blassem Glase bluten, Und predigt Vögeln dann in einer grünen Ecke.

Das alles ist ein Hoheslied der Erdengluten, Ein Heilsversprechen jeder kleinen Vogelstimme, Ein wunderbares Dichtertum und Grundvermuten!

Das singt von Höhen, die der Mensch erklimme, Von einer Liebe, die das Sternenall umarme Und die in Werken sich ihr Weltgesetz bestimme!

Nun schnitzt der Heilige, in seinem tiefen Harme, In einer Sprache, die wie Holz so gern erblühte, Auf einmal Jesum, daß er unser sich erbarme!

Die Sprache, die beim Trab von Virgils Vers erglühte, Die wie ein Roß die Recken stolz ins Treffen führte, Wird plötzlich so, als ob sie sanft zu sein sich mühte.

Ja, sie erweichte, als Franziskus sie berührte! Nun tönt sie hold und gibt des Heiles Stimme wieder: Dir ists, als ob sie lusthaft seine Hand verspürte.

So bleibt der Heilige bei seinem Werke bieder, Er hat nur seinen Gott in frisches Holz geschnitten, Doch keiner blickte je so treu vom Kreuze nieder.

Das ist ein Christus, der für alle ausgelitten. Umgraut vom Dunkel einer alten Tempelecke, Erfährt er wohl bereits das Gut, das Er erstritten.

Jetzt hascht ein roter Strahl empor zur kalten Decke, Vielleicht ein Widerschein der Glut, die Gott entzündet, Doch ists, als ob die Hölle sich nach oben recke!

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