Das Nordlicht. Bd. 1-2

Die Sünder schlängeln sich zum Heil, das Er verkündet, Doch wieder nein, das rote Licht, das da erzittert, Ist ruhig wie ein Herz, das sich mit Gott verbindet.

Wer weiß, was dieses Lämpchens Einfalt alles wittert? Wie dem auch sei, das Werk, mit dem er uns bedachte, Ward bei der Arbeit nie durch Zweifelsangst verbittert.

Er säte stets und sah die Saat, die bald erwachte; Sein Leib war Früh- und Abendglut, die nach dem Sturme Schon häufig heitre Überraschungsstunden brachte.

Nicht Glocken, Schwalben rufen uns von seinem Turme.

\chon siebt die Erdenglut durch Kathedralenranken: Sie hat sich leicht in kühnem Schnörkelwerk verkrustet, Das Lebensfieber sprengt die glatten Leibesschranken!

Erschaut die Glut, die in den Zinken weiterprustet, Seht Notre-Dame, die sich trotz Teufelsspott erhoben, Verweilt, wo nachts der Sturm durch finstre Bögen hustet!

Dort harrt ein Nonnenzug und scheint den Tod zu loben. Er fleht vielleicht, er möge sie dem Tag entreißen, Denn hier ist Licht nur bleich in Trauer eingewoben!

Doch höher oben seh ich Marmorengel gleißen, Die scheinen schon im Himmel Hymnen anzustimmen, Und drunter trachten Drachen Schmerzen zu verbeibßen.

Doch wollen Freuden leieht die Leiden überklimmen, So strebt und klettert drum das ganze Domgefüge Vorbei an Wutgebilden, die in Stein ergrimmen.

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