Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Urteil und durch den Begriff. Diese Einsicht ist für das Verständnis Eckharts grundlegend. Damit der Begriff aber zu dieser Leistung befähigt werden konnte, mußte er aus der durch die Begründung aus dem Daseienden erwacdsenden Vieldeutigkeit zu einer absoluten Eindeutigkeit geführt werden.

Gelegentlich der Erörterung der Pariser Quaestio sahen wir, daß bei Thomas von Aquin eine Mannigfaltiskeit von Bedeutungen innerhalb desselben Terminus statthatte, die durch die analogia entis zu einer Einheit zusammengehalten werden sollten; so etwa im Begriff des Seins und der Wahrheit. Der Heilige Thomas kennt ein Sein Gottes und ein von ihm völlig verschiedenes Sein der Kreatur; eine Wahrheit in Gott, aber multae veritates in multis intellectibus creatis und gar nocd viele Wahrheiten in uno et eodem intellectu secundum plura cognita (S. Th. I, 16,6). Alle diese verschiedenen Wahrheiten aber sind quodammodo (!) una in Hinsicht der veritas proprie in Deo. Diese Auffasuung sieht das Problem der Einheit der Mannigfaltiskeit der Wahrheit unter ontologischem Aspekt. Da bei einer Mannigfaltigkeit von Daseiendem hier nicht eindeutig eine Einheit statthaben kann, muß der exakt begrifflich überhaupt nicht belangbare Terminus des „quodammodo” mit all seiner Unklarheit und Verschwommenheit die Dringlichkeit des Problems beschwichtigen. Das vorliegende Problem wird von Eckhart als ein solches der Geltung und Bedeutung eines Begriffs bestimmt. In der Pariser (Quaestio schon beobachteten wir die Vereindeutigung der Begriffe Sein, Erkennen und Wahrheit. In seinem Opus tripartitum macht er diese Eindeutigkeit zur methodischen Grundlage seiner gesamten Ausführungen. Er ist der schärfste Gegner jedes „quodammodo“, jeder Bestimmung, die durch ein „In gewisser Weise” eine Einheit schaffen will, denn die begriffliche Unklarheit dieses Termins läßt sich nur beheben dadurch, daß man ihn selber beseitigt, und das geschieht dadurch, daß die ontologische Fragestellung ersetzt wird durch eine solche „logischer” Art. So sagt Eckhart im Prolog zum Opus propositionum: das ens bedeute einzig und allein das esse, das unum einzig und allein die unitas etc:

Den. 542,5: sicut album solam qualitatem significat, ut ait philosophus, sie ens solum esse significat. Similiter autem se habet et in aliis, puta quod unum solam unitatem significat, verum veritatem, honestum honestatem, iustum iustitiam et sic de aliis et horum oppositis: puta malum solam maliciam, falsum solam falsitatem, obligquum obliquitatem, iniustum iniustitiam et sic de aliis.