Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

sind, gelangt Eckhart zur Bestimmung dieser „logischen“ Funktion des Wesensursprungs für den Begriff: von dem morphologischen Formbegriff und von der realistischen Auffassung des Begriffs als Ursache. Die traditionelle Formel: „forma dat esse rei” deutet er im logischen Sinne um; er setzt die Funktion der Wesensform gleich mit der des esse in der logischen Relation der Teilhabe: esse — ens”). Das realistische Motiv der Ursächlichkeit des Begriffs erfährt ebenso eine „logische“ Wendung (cf. Den. 552, 1 ff), zumindest sind die Ansätze dafür deutlich cf. Den. 579, 15: initium siquidem rei cuiuslibet est ratio ipsius. Ratio siquidem rei prior est et prestantior re ipsa, utpote principium et causa illius. ... ratio semper est prior ipsa re in re lJucens, non comprehensa sed comprehendens rem ipsam. Joh. I: Lux in tenebris lucet, et tenebre eam non comprehenderunt.

Die nähere Ausdeutung dieses Textes wird gelegentlich der Erörterung der propositiones gegeben werden. Auf eins ist hier hinzuweisen: die Schlußwendung dieser Stelle 579,29: omnis res in sua ratione absconditur et latet, ignis enim in sua ratione non est ignis, nee dieitur ignis, sie ergo nee nomen nec naturam habet et sie absconditur in sua causa, klingt rein traditionell. Daher läßt die Nebenordnung der Relation ratio — res mit superior inferior, causa — causatum, principium, welche Relationspaare im Sinn eines „logischen“ Bedingungsverhältnisses zu interpretieren sind, diese Stelle in einem eigentümlich zweideutigen Sinne erscheinen. Die Absicht Eckharts läßt sich jedoch aus Folgendem erschließen: 1) Es ist hier nicht von der ratio in Gott die Rede. sondern von der ratio schlechthin, 2) nach scholastischer Lehre geschieht die Hervorbringung der Kreaturen durch die causa efficiens;: die rationes gehören aber zur Gattung der causa formalis. Wir werden später sehen, daß Eckhart die Funktion der causa efficiens völlig auf die causa formalis überträgt und diese dann im Sinn einer logischen Bedingung versteht. Daß diese Interpretationstendenz auf dem richtigen Wege ist, ergibt sich aus IV 305,7 ff. Die Grundlage bildet hier das Beispiel von der iustitia. Es kann niemand gerecht sein außer durch die Gerechtigkeit: es kann niemand die Gerechtigkeit wissen außer durch die Gerechtigkeit. Dann fährt Eckhart fort: In dieser Weise gelte allgemein, daß jedes Wesen in der Natur sein Sein habe durch die species: homo — humanitate und so werde auch der Mensch

7) ]II 349,8: Esse per formam substantialem est...

Den. 545, 9—546, 8, bes. 545,27 f. IV 300,6: forma et ipsa sola se ipsa dat esse.

cf. dagegen die traditionelle Auffassung Den. 544,25: Forma enim ignis non dat igni esse, sed esse hoc...

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