Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
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wannen die Sachen eine andere Geſtalt. Die Franzoſen wurden eben ſo ſchnell, faſt noh ſchneller zurü>geworfen, als ſie vorgedrungen waren, Mannheim und Kehl ihnen abgenommen und ſogar das Elſaß bedroht.
Groß war die Freude in Wien über die glückliche Rettung der öſterreichiſchen Staaten vor einem feindlichen Einfalle, und noh größer der Dank nicht gegen den Erzherzog Karl und ſeine tapfere Armee — ſondern gegen die Mutter Gottes n Maria Zell. Nebſt den öffentlichen Dankgebeten, welche in den Kirchen gehalten wurden, verordnete Kardinal Migazzi eine feierliche Wallfahrt nach der Reſidenz dieſes Gnadenbildes, um der heiligen Jungfrau Maria zu danken, daß Deſterreichs Krieger mit ihrem Blute den glänzenden Sieg erkämpft haben. Ein ſolches Schauſpiel hatte man in Wien ſeit vielen, vielen Jahren niht mehr geſehen. Der Kardinal -Erzbiſchof ſelbſt führte die frommen Wallfahrter in einer feierlichen Prozeſſion aus der Stadt, und zog mit denſelben auch wieder unter dem nämlichen heiligen Prunke ein. Leute aus allen Ständen, eine zahlloſe Menge, machten den Zug mit; einige aus wahrer Andacht, andere