Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
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aus Neugierde, die meiſten, um die günſtige Gelegenheit zu einer Luſtreiſe zu benüßen. Aber nicht bloß die Einwohner von Wien bemühten ſich, der Mutter Gottes zu Zell ihre Aufwartung zu machen, ſondern auch der Kaiſer und ſeine Gemahlin fuhren , nachdem ſich beide Majeſtäten, wie billig, durch die Prozeſſion vorher bei der Himmelsfönigin hatten anſagen laſſen, acht Tage ſpäter dahin, um ſich bei dieſem wunderthätigen Bilde zu bedanken, daß es die öſterreichiſche Monarchie in ſeinen blauen Mantel ſchützend eingehüllt habe. Migazzi äußerte über dieſen Beweis kindlicher Andacht gegen Marien ein beſonderes Wohlgefallen.
Indeß ſich der Erzherzog Karl bemühte, den Feind mehr und mehr aus Deutſchland zu verdrängen, wurde zwiſchen Deſterreich und der Republik ein Waffenſtillſtand unterhandelt und ge\loſſen, der ſich jedoch nicht auf den Krieg in Italien bezog. Deſterreich hatte Erholung und Zeit zum Sammeln neuer Kräfte nöthig, und Frankreich war überzeugt, daß es, um dem langwierigen Kampfe ein Ende zu machen, von einer Seite einen entſcheidenden Schlag ausführen müſſe. Durch Jourdan's Niederlage war der Plan, dur<h Böhmen ge-