Der Künstler zwischen Westen und Osten

164 Jakob Böhme

Wie fürchterlich ist Macbeths Nacht, nachdem er Banquo ermordet hat:

Stets rief es: „Schlaf nicht mehr“ durchs ganze Haus, Clamis erschlug den Schlaf, und drum soll Cawdor nicht schlafen mehr, Macbeth nicht schlafen mehr.

Wie beseligend ist es, von Noyalis' Hymnen an die Nacht ins All hinausgeführt zu werden. „Himmlischer, als jene blitzenden Sterne, dünken uns die unendlichen Augen, die die Nacht in uns öffnet. Weiter sehen sie als die blässesten jener zahllosen Heere — unbedürftig des Lichts, durchschaun sie die Tiefen eines liebenden Gemütes — was einen höheren Raum mit unsäglicher Wollust füllt. Preis der Weltenkönigin, der hohen Verkündigerin heiliger Welten, der Pflegerin seliger Liebe _ sie sendet mir dich — zarte Geliebte — liebliche Sonne der Nacht, — nun wach’ ich — denn ich bin dein und mein — du hast die Nacht mir zum Leben verkündet — mich zum Menschen gemacht — zehre mit Geisterglut meinen Leib, daß ich luftig mit dir inniger mich mische und dann ewig die Brautnacht währt.”

Es gibt aber Worte, durch welche man im tiefsten Dunkel das Licht erringen kann. Rudolf Steiner dichtete sie zur Weihenacht:

Die Sonne schaue

um mitternächt’ge Stunde, mit Steinen baue

auf leblosem Grunde.

So find’ im Niedergang und in des Todes Nacht