Der Künstler zwischen Westen und Osten

Jakob Böhme 171

als Gedanke ‚zufällt‘, sagen sie auf verschiedene Weise gemäß ihrer Zugänglichkeit.“

„Böhme und Shakespeare,“ sagt Rudolf Steiner, „sind im Herzen. Sie ist eindeutig und läßt keinen Zweifel zu.

Shakespeare, der Engländer, ist schon Zuschauer dessen, was in ihm emporsteigt. Seine Worte sind ganz in die Bewußtseinsseele getaucht. Sie klingen intellektueller. Er spielt mit ihnen. Seine Wortspiele sind zweideutig. Hamlet, der in Wittenberg studiert hat, wird ein Skeptiker, nachdem er die hohe Schule verlassen. Er benutzt, da sein Gedächtnis nicht mehr mit dem Herzen verbunden ist, die Schreibtafel, um sich Regeln für die Lebensführung aufzuzeichnen. Er ist von des Gedankens Blässe so sehr angekränkelt, daß er seinem Blute nicht mehr traut, als ihm der Geist des Vaters erscheint.

Rudolf Steiner nannte noch zwei andere Persönlichkeiten, die den gleichen Einfluß wie Shakespeare und Böhme aufnehmen. Baco von Verulam und Jakob Balde. Bei Baco von Verulam tritt der westliche Charakter auf das deutlichste hervor. Bei ihm, dem Begründer des modernen Materialismus, wird das Phantom zum leeren Idol. Was Böhme als Geist und Shakespeare als Gespenst erlebt, wird bei ihm lebloses Zeichen. Nicht mehr das Herz, das empfindet, nicht mehr der Atem, der bang und selig ahnt, sind Aufnahmegefäß des Weltgeschehens, sondern die Sinne und der an die Sinne gebundene Verstand. Die Wissenschaft, die das Übersinnliche ausschaltet, erwacht. — Jakob Balde, der feinsinnige Jesuit, der auf Herder einen großen Eindruck