Der Künstler zwischen Westen und Osten

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172 Jakob Böhme

macht, erlebt die Inspirationen innerhalb der katholiıschen Glaubenssätze.

Vier Geister wurden von dem gleichen Geiste heimgesucht, aber keiner vermochte die Fülle der Gnade ganz in sich zu fassen. Ihre Nachfolger liefen Gefahr, einseitigen Strömungen zu verfallen. Die Jünger Böhmes dem Pietismus. Die Jünger Shakespeares der wüsten Phantastik. (Zum Beispiel die deutschen Stürmer und Dränger, Reinhold Lenz, der „Rivale Goethes“ an der Spitze.) Die Jünger Baco von Verulams der agnostischen Naturwissenschaft. Die Jünger Jakob Baldes dem starren Dogmatismus.

Zwei Jahrhunderte nach jener hohen Inspiration, welche diese vier Geistesbrüder in sich aufnahmen, finden wir bei Goethe den Beginn einer neuen Synthese. Er rettet, was verloren gehen will, durch die anschauende Urteilskraft seines umfassenden Geistes. Böhmes ‚„Aureum Saeculum“ und das „Lilienzeitalter“ erscheinen im Märchen von der grünen Schlange und schönen Lilie.

Shakespeares Gestalten überragt diejenige Fausts, wie der König die Tafelrunde.

Baco von Verulams Idole verblassen vor den Urphänomenen. Jakob Baldes Kreuz gesellen sich die Rosen.

Von Goethe kann man wieder sagen: Er schafft aus der ‚„‚Tinktur“ heraus. Sowohl im Wort als in der Farbe. Wenn er zum Beispiel den Begriff „Licht“ gebraucht, so wirft er einen Schein in die Gebiete jenseits der Schwelle. Die Wirkung erstreckt sich bis in