Der Künstler zwischen Westen und Osten

176 Jakob Böhme

verblieben, kürzlich und einfältig, jedoch gründlich und wahrhaftig...‘ wie er selber sagt. Die Erlebnisse, die er berichtet, haben etwas Sprunghaftes an sich. Man möchte sagen: durch sie wird offenbar, daß die Natur selber Sprünge macht. Gerade dem Ursprünglichsten im Wesen Böhmes kommt man nahe, wenn man sich in diese Lebenserzählung hinein imaginiert. Man erfaßt ihn als Entelechie, die, wie er selber sagt, bei der Erschaffung Adams mit dabei gewesen ist und die den Tod überdauert.

Etwas, das zunächst unerklärlich erscheint, ragt in das Physisch-Sinnliche Jakob Böhmes hinein. Es ist eine neue, der alten sich entringende, wiedergeborene Natur, ein innerer Sinn, ein zweites Auge, ein zweites Ohr, ein zweites Schmecken, ein „zweites Gesicht‘ im umfassenden Sinne, für die ganze Welt. Für ihn gibt es z.B. zwei Lichter in der Welt. Ein äußeres und ein inneres. Ein Licht der Natur und ein Licht der Gnade. Und doch sind beide ems in seinem Herzen, worin Christus, „Gott der Sohn‘, der auf der Sonne urständet, eingezogen ist.

„Gott der Sohn‘ hat ihm dieses ‚zweite Gesicht verliehen.

Christus ist ein Sonnenwesen. In solchem Sinne darf man sagen: Sonnenwirkungen durchzrehen das Schicksal Jakob Böhmes. Sie strahlen aus seinen Werken. Und sein Erstlingswerk trägt mit Recht den Titel: „Die Morgenröte im Aufgang.”

„Nun merke: Die Sonne gehet mitten in der Tiefe zwischen den Sternen in dem runden Zirkel, und sie