Der Künstler zwischen Westen und Osten

Jakob Böhme 179

„Wegen der Sonne hat der Mond himmlische Eigenschaft, aber wegen seiner eigenen Gestalt aus der Begierde Eigenschaft ist er fast irdischer Eigenschaft; er ıst ein Sack und Behalter des irdischen und himmlischen Wesens, wie der äußere Leib des Menschen, welcher ın Adam vor dem Fall dem Silber zu vergleichen war; als er aber in der Lust erstarb, so lebte in ihm nur die irdische Eigenschaft, darum hungert ihn also immerdar nach Solis Glanz, er wollte gern wieder mit Luna aus der Sonne scheinen, aber er bekommt nur einen irdischen Junarischen Glanz, darinnen treibet er Hoffart; es sei denn, daß er wieder aus Solis Glanz, das ist aus Gottes Kraft im himmlischen Mercurio, geboren werde, so ist er wieder das güldene und silberne Kind in göttlicher Wesenheit, allein diese Zeit mit dem irdischen Monde, das ist mit dem irdischen Fleische bedeckt und bekleidet...“

In solcher Art wird auch der Anteil des Saturns, der Venus, des Mars usw. an dem Gewebe des menschlichen Leibes geschildert. Es ist eine himmlische Alchemie, von der in symphonischem Sinne, gleichnisweise, bald in Farben, bald in Tönen, bald in Geschmäcken die Rede ist. Der göttliche Archaeus (die Gesamtheit der Archai) formt nach Sphärenharmonien den Leib des Menschen. Der Geist des Menschen aber ist dazu berufen, sich diese Wiedergeburt in Freiheit zu eigen zu machen.

Diesen Schöpfungsprozeß, den Böhme in seinen reifsten Werken schildert, ahnte er schon früh. Die’ Ahnung spiegelt sich in den kindhaften Erlebnissen, die Abraham von Frankenberg beschreibt.

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