Der Künstler zwischen Westen und Osten

182 Jakob Böhme

Reich, und den Zauberern zu des Teufels Reich; denn ‘der Verstand kann aus ihr machen, was er will; sie ist ohne Verstand und begreifet doch alles, denn sie ist der Begriff aller Dinge. Man kann ihre Tiefe nicht aussprechen, denn sie ist von Ewigkeit em Grund und Halter aller Dinge. Sie ist ein Meister der Philosophiae und auch eine Mutter derselben. — Aber Philosophia führet die Magiam, ihre Mutter, nach ihrem Gefallen. Gleichwie die göttliche Kraft als das Wort (oder Herz Gottes) den strengen Vater in Sanftmut führet: also auch führt Philosophia (als der Verstand) ihre Mutter in eine sanfte, göttliche Qual. — Magia ist das Buch aller Schüler. Alles, was lernen will, muß erst in der Magia lernen, es sei eine hohe oder niedrige Kunst. Auch.der Bauer auf dem Acker muß in die magische Schule gehen, will er seinen Acker bestellen. — Magia ist die beste T’heologia; denn in ihr wird der wahre Glaube gegründet und gefunden. Und ist der ein Narr, der sie schilt; denn er kennet sie nicht, und lästert Gott und sich selber, und ist mehr ein Gaukler denn ein verständiger Theologus. — Gleich einem, der vor dem Spiegel ficht, und’ weiß nicht, was der Streit ist; denn er ficht von außen: also siehet auch der ungerechte Theologus Magiam durch einen Spiegelglast an, und verstehet nichts von der Kraft: denn sie ist göttlich, und er ungöttlich, wiewohl auch teuflisch, nach jedes Prinzipii Eigenschaft. In Summa: Magia ist das Tun im Willengeiste.“

Diese Worte sagen: Ehe der Mensch die Imagination (die erste Stufe übersinnlichen Wahrnehmens) ent-