Der Künstler zwischen Westen und Osten

Jakob Böhme 185

IV

Jakob Böhmes Erstlingswerk: „Aurora“ (der Titel rührt von dem Rosenkreuzer Balthasar Walter her) ist kein theologisches, sondern ein theosophisches Buch. Es beruht nicht auf Dogmen, sondern auf Erkenntnissen. Echter Forschersinn wirktin dem schlichten Schuhmacher. Rudolf Steiner charakterisiert ihn folgenderweise: ‚Und so erscheint vor unserem Geiste ein Jakob Böhme, wie er auch an der Grenzscheide des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts leben könnte. Ein solcher würde mit seiner Vorstellungsart nicht das biblische Sechstagewerk und den Kampf der Engel und Teufel durchdringen, sondern Lyells geologische Erkenntnisse und die Tatsache der ‚„natürlichen Schöpfungsgeschichte“ Haeckels. Wer in den Geist von Jakob Böhmes Schriften dringt, der muß zu dieser Überzeugung kommen.“ Und er fügt bei: „Dieser Satz darf nicht so verstanden werden, als ob in der Gegenwart die Erforschung der Bibel und der geistigen Welt eine Verirrung sei; gemeint ist, daß ein ‚Jakob Böhme des neunzehnten Jahrhunderts‘ durch ähnliche Wege, wie sie den des sechzehnten Jahrhunderts zur Bibel führten, zu der ‚natürlichen Schöpfungsgeschichte“ geführt würde. Aber er würde von da aus zur geistigen Welt vordringen.“

Rudolf Steiner sagt, daß Jakob Böhme den Kosmos und das Menscheninnere durchforscht und seine Erkenntnisse in biblische Worte kleidet, weil sie die „nächstliegenden“ sind. Die Heilige Schrift lag immer