Der Künstler zwischen Westen und Osten

Moderne Lyrik 201

bringer. Aus jenem Freiheitsgefühl heraus, das ihn antrieb, für den unschuldig verurteilten Dreifuß einzutreten, ist er Naturalist geworden.

Die Worte, die Zola schrieb, hatten nicht verwandelnde Kraft. Sie bildeten nur ab, aber sie schufen nichts Neues. Und wenn sie als Imaginationen vor uns stehen, sind sie dicht und dunkel und bedrücken unsere Brust. Sie bleiben in der Kehle stecken. Sie werden zum Alpe.

Wie symptomatisch scheint das Schicksal ‚‚des Vaters des Naturalismus“.

Er starb an Gaserstickung.

Wer sein Werk aufgenommen hat, kann von seinen Nachfolgern nichts Wesentliches mehr lernen.

Der Naturalist hat das schöpferische Wort verloren, aber er ist frei geworden. Er steht auf der untersten Stufe, jedoch, er sieht niemand über sich. Er schreibt sich seinen Weg selber vor und geht nach eigen gewähltem Takte. Jeder Stoff ist ihm recht. Der Alltag erscheint ihm werter der Darstellung als die Ideale. Für diese findet er ein Wort, das wirklichkeitsgemäßer scheint: „Lügen“. Er fühlt sich nicht mehr abhängig von der Gottheit. Sie besaß keine Existenz, bevor er sie erdichtet. Der Himmel ist seinem Haupte entsprungen. Nicht das Wort hat den Menschen, sondern der Mensch das Wort geschaffen.

Hier ist eine Wende in der Geistesgeschichte, und sie muß ernst genommen werden, trotz der Selbst-Herrlichkeit jener Dichtergeneration.

Besonders in Deutschland tritt die Eigengesetzlich-