Der Künstler zwischen Westen und Osten

Moderne Lyrik 209

Selig silbern blitzt Busch und Gras.

Das Tal verblinkt. Aus weichstem Dunkel, traumsüß flötend, schluchzend, jubelnd, mein Herz schwillt über,

die Nachtigall.

Es ist Dichtung, aber sie bleibt es nur in einem gewissen Bereich. Greifen wir andere Wortgebilde von Arno Holz heraus, solche, die von Fixsternwäldern und Sternenstraßen sprechen, so fühlen wir, daß die Laute nicht mehr die Substanz besitzen, uns in die himmlischen Gefilde zu tragen, die sie projizieren. Sie kommen nicht an die Götter heran. Ihr Ton wird zu dünn und zu dürftig, trotz der Zusammenballungen.

Der Dichter stürzt ab, wenn sich der Pegasus über die Dunstsphäre der Erde in den Äther der Gestirne erheben will.

Warum? Weil der Verstand dabei zu schr beteiligt ist. Ebensowenig wie eine Seele aus einem Himmel heruntersteigen kann, der nach dem Kant-Laplaceschen System gebildet ist, ebensowenig kann sich eine Seele hinaufschwingen, wenn sie noch den Rationalismus, als Nacherbe des Naturalismus, in sich hat.

Holz ist zwar frei geworden durch die naturwissenschaftliche Epoche. Aber er hat die innere Fülle der Seele verloren. Nur sein Intellekt fliegt in den Kosmos hinaus, nicht aber sein Herz. Nur das, was nach dem Tode sogleich zerflattert, das irdische Denken, nicht aber das göttliche Gefühl, das wir aus dem Dasein vor der Geburt mitgebracht haben.