Der Künstler zwischen Westen und Osten

20h Moderne Lyrik

Ein Geist, der seinen Leib verliert, könnte in diesen Wortgehäusen von Holz nicht wohnen.

Er hat der heutigen Generation keine „Hütten gebaut“. II

Zwei Geister, ganz entgegengesetzter Artung, haben sich der materialistischen Flut entzogen. Stefan George und Rainer Maria Rilke. Eines haben diese beiden Antipoden gemeinsam: die Flucht vor dem Alltag.

George, ein Baumeister des Wortes, streng und starr, von äußerstem Stolz der Menge gegenüber, ganz auf sich gestellt, ganz Herrscher, ganz Hierarch. Er will ein erhöhtes Menschentum. Er will ein Göttergefühl im Leibe. Er will eine Weihestimmung verbreiten. Und zwar durch die magische und liturgische Wirkung der Sprache. In ihm steigt eine priesterliche Vergangenheit empor, aber nicht der Gottheit, sondern der Persönlichkeit dargebracht. Er weiß, daß der Mensch seine Ichheit bewahren muß, aber er meint dies durch Absonderung von der übrigen Menschheit zu erreichen. Gundolf, sein Schüler, der erste Literaturhistoriker aus seinem Kreis, an den der Meister die Strophe richtet: Warum soviel in fernen menschen forschen und in sagen lesen wenn selber du ein wort erfinden kannst daß einst es heiße:

auf kurzem pfad bin ich dir dies und du mir so gewesen! Ist das nicht licht und lösung über allem £fleiße?

sieht ihn so in der Gegenwart: „Pöbel hat es immer gegeben und muß es geben,