Der Künstler zwischen Westen und Osten

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Moderne Lyrik

LEO XIM.

Heut da sich schranzen auf den thronen brüsten mit wechslermienen und unedlem klirren:

dreht unser geist begierig nach verehrung

und schauernd vor der wahren majestät

zum ernsten väterlichen angesicht

des Dreigekrönten wirklichen Gesalbten

der hundertjährig von der ewigen burg hinabsieht: schatten schön erfüllten daseins.

Nach seinem sorgenwerk für alle welten freut ihn sein rebengarten, freundlich greifen in volle trauben seine weißen hände:

sein mahl ist brot und wein und leichte malve und seine schlummerlosen nächte füllt

kein wahn der ehrsucht: denn er sinnt auf hymnen an die holdselige Frau: der schöpfung wonne.

Und an ihr strahlendes allmächtiges Kind.

„Komm heiliger knabe! hilf der welt die birst daß sie nicht elend falle! einziger retter!

In deinem schutze blühe mildre zeit

die rein aus diesen freveln sich erhebe...

Es kehre lang erwünschter friede heim

und brüderliche bande schlinge liebe!“

So singt der Dichter und der seher weiß:

das neue heil kommt nur aus neuer liebe.

Wenn angetan mit allen würdezeichen getragen mit dem baldachin — ein vorbild erhabnen prunks und göttlicher verwaltung er eingehüllt von weihrauch und von lichtern dem ganzen erdball seinen segen spendet:

so sinken wir als gläubige zu boden verschmolzen mit der tausendköpfigen menge die schön wird wenn das wunder sie ergreift.