Der Künstler zwischen Westen und Osten

Moderne Lyrik 215

Der Dichter protestiert. Vor dem Kriege dachte er: Das ist gar nicht die Wirklichkeit, sondern ein böser Alp und muß als solcher dargestellt werden. Weil er die Kräfte, die der modernen Zivilisation zugrunde liegen, in ihrer Realität nicht begriff, zerstückte er das Sichtbare und Zusammenhängende. Er wirbelte es durcheinander, verdrehte es, zerstäubte es. Er ließ das Seiende zusammenstürzen.

Der Futurist beschreibt die Großstadt so, wie sie in fünfzig Jahren sein wird: als zerfallende Wabe. Und ihre Bewohner als Gespenster.

Kino und Tanzsaal sind bevölkert von Dämonen. Das Karussell, ein Lieblingsmotiv dieser Dichter, ist das Symbol des sinnlosen Kreislaufs. In die Eisengewebe der Brücken spinnen sich satanische Wesen. Sie langen nach den Menschen, die von hüben nach drüben gehen, und ziehen sie hinunter. Selbstmord und Weltuntergang werden eins.

Das Hereinwirken einer jenseitigen, aber mehr untersinnlichen als übersinnlichen Welt tritt bei dem modernen Dichter immer mächtiger auf, in unheimlicher, zerstörerischer, rächender Art.

GESPENSTER

Gespenster sind Kometenköpfe unter Leuten.

Sie stehn bei uns und schleppen Sterne in die Stuben. Der Schneider flickt. Sie spielen stumm mit seinem Buben. Der Arzt tritt auf: Gesunde werden sie erbeuten!

Gespenster sind Kometenköpfe bei Verliebten. Sie legen ihren Sternenschweif in kurze Betten.