Die die Grundlagen der Physiognomik

Schwäche des Willens, des Charakters irgendwie am Munde abzulesen ist. Die Augen halten oft noch eine Position, die der Mund schon lange aufgegeben hat. Ich finde diese Schwäche, diese Unklarheit, diese Unreinheit sehr häufig um den Mund von gegenwärtigen deutschen Menschen. Es ist kein Verzagen oder Leiden, sondern nur eine Schwäche, aus dem Sinnlichen kommend, eine Unklarheit, durchaus ein Fehlen des Augenmaßes. Solchen Menschen kann das Letzte, das Entscheidende nicht gelingen.

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Wir gehen zum zweiten Beispiel über: Ein schwaches, zurückweichendes Kinn soll — beim Manne — Falschheit bedeuten. Warum? Weil ein vorstehendes, hartes, eckiges Roheit, Brutalität, irgendwie also das Gegenteil von Falschheit bedeute? Welche Logik! Wenn einer nun falsch und brutal zugleich ist, was häufiger vorkommt, als daß einer nur das eine oder das andere wäre, wo ist dann im Gesicht die Falschheit? Im Auge?

Die Physiognomiker fühlen nicht stark genug das Rhythmische der Natur und wissen nicht, daß Inhalt Spannung ist oder daß es ohne Spannung keinen Inhalt gibt. Die Schlange weicht nur zu-

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