Die die Grundlagen der Physiognomik

der Person, des Seins überhaupt ist der Sehergeist schicksalhaft verbunden. Ohne diesen Sehergeist würde es dieses Einmalige, dieses Neue gar nicht geben. Der große Geschichtschreiber ist darum mehr ein Seher des Gegenwärtigen als ein Künder des Zukünftigen. Wer das erkannt hat, wird nicht mehr die historischen Analogien überschätzen. Es gibt keinen flacheren Geist als den entzückten Verkünder des Analogen.

Mit dem tiefen, unergründlichen Sinn, welchen wir dem Einmaligen in der bewegten Welt zuerkennen müssen, welcher Sinn gleichsam der Sinn des Sehers selber ist, hängt die Tatsache zusammen, daß die Geschichte als solche kein Endziel hat, sondern daß das Ziel der Geschichte transzendent, daß es die Freiheit ist. Die Bewegung der Geschichte ist unendlich, nicht anders als die Bewegung des Gesichtes. Wie dort im Zeitlichen das Endziel die Freiheit, so ist es hier in der Raumwelt die All-Einheit. Esbestehtderselbe Unterschied zwischender modernen (noch nicht ganz realisierten, vielleicht nicht realisierbaren) und der antiken Geschichtschreibungwiezwischen dermodernen (gleichfallssehrzukünftigen)undder antiken Physiognomik. DasEndziel der Geschichte war für den antiken Menschen

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