Die Französische Revolution

94 Drittes Kapitel.

21. Juni !) ſtattfinden ſoll, beauftragt? Wie kommt es, daß dazu auch die Prinzen eingeladen werden ?

Was war alſo vorgefallen? wie erklärt ſich dieſes Ende gegenüber dem für Necker günſtigen Anfang?

Etwas Merkwürdiges hat der Sihung eine andere Wendung gegeben, nämlich eine Unterbrehung, von der auh Necer und Barentin jeder in ſeiner Art natürlich ?) — erzählen: der König wird aus dem Zimmer gerufen, bleibt ungefähr eine halbe Stunde fort, zurücfgekehrt befiehlt er die Verſchiebung der Séance royale und die Anberaumung eines neuen Konſeils. Daß die Unterbrechung auf Veranlaſſung der Hoſpartei ſtattgefunden hat, iſt ohne weiteres einleuchtend ; denn dieſe nur fonnte davon Vorteil haben: wer aber durfte es wagen, das königliche Konſeil zu unterbrechen, ja ſogar den König herausrufen zu laſſen? Zunächſt würde der Verdacht auf Marie Antoinette fallen; denn ſie ſtand Ludwig am nächſten und ſie hatte ſih ja von der Beratung ausgeſchloſſen ſehen müſſen; und Barentin ſucht unſeren Argwohn mit der Behauptung zu erhärten, nur die Königin könne ein ſolches Wagnis unternehmen. Andere Gewährsmänner — und gerade die glaubwürdigſten — lehnen das jedo<h ausdrü>lih ab; ſo Mercy *?), ſo Cordon. Dieſer iſt ſogar hier ausführlicher und lenkt unſeren Verdacht auf die Brüder des Königs. Ob nicht Barentin, der zur Zeit der Aufzeichnung den Brüdern ſeines verſtorbenen Herrn naheſtand, alles getan hat, um ſie zu entlaſten und um womöglich eher die Schuld auf die tote Königin zu ſchieben? Sicherlich hat er alſo hier nicht richtig berichtet. Es iſ nur ſchade, daß ſich die Einzelheiten aus dem Gange dieſer Ränke unſerer Kenntnis entziehen, daß wir daher

1) Am 20. fand kein Konſeil ſtatt (Rev. hist. Bd. XLVI, S. 49); au< Cordon meldet, daß das zweite erſt am 21. war. Ne>er (in ſeinem ſpäter zu er= wähnenden Brief an den König) erwähnt keines an dieſem Tage und erhofft für den 20. nur eine private Unterredung mit dem König. — Jn ihren Denkwürdigkeiten haben Ne>er wie Barentin eine abweichende Datierung der Sizungen ; ſiehe Anhang.

2) Z. B. führt ſie Ne>er unter den Ereigniſſen des 19., Barentin unter denen des 20. auf.

3) Siehe Brief Mercys an Joſeph II. vom 4. Juli: „Quoique cette auguste princesse se soit laissée un peu trop émouvoir (das gibt er alſo zu) par la cabale infernale dirigée contre le ministre des finances, cependant c’est à Ia modération et à la sagesse .... , de la reine qu’est dû l’état présent des choses et l’avantage d’avoir évité de plus grands malheurs “ Sie if alſo niht gegen Ne>er hervorgetreten, wenn ſie ſich au< hat „rühren“ laſſen und ihre Sympathie der Hofpartei geſchenkt hat. Flammermont dagegen glaubt an die Schuld der Königin.