Die Französische Revolution

120 Drittes Kapitel.

hat. Wie dnr< Beaumarchais’ „Hochzeit des Figaro“ die Achtung vor dem Adel, fo wurde durch dieſes Drama der Nimbus des Königtums beſeitigt. Es iſt das eine Dichtung, die ſich wenig an die Geſchichte hält !) und viel auf Phantaſie beruht, um dem König, an den ſich der Verfaſſer in der Vorrede wendet, ein Spiegelbild vorzuhalten. Zwar wird Ludwig hier „ein Fürſt voller Gerechtigkeit und Güte und würdig, der Führer der Franzoſen zu ſein“ genannt, im Stücke ſelber lautet das Urteil über den König ganz anders: Dieſer nämlih, in Vorurteilen aufgewachſen, kümmert ſih wenig um die Liebe ſeines Volkes, die dann von Tag zu Tag abnimmt ?) (TT 3); denn ſchon ſeine Willkürakte (IT 2) und Bedrückungen (T 1 und 2, Il 3) bewirken das; nur Heer und Kirche ?) ſowie der Adel werden als die Stüßgen des Thrones angeſehen. Jn ſeinem und der Kirche ‘) Intereſſe würde der Landesherr nicht einmal einem Bürgerkriege ausweichen. Dabei nimmt die Unſittlichkeit immer mehr überhand, und „es verſhwindet vom Hofe des Tyrannen die Rechtſchaffenheit, und aus der Wohnſtätte des gekrönten Verbrechers flieht die Tugend ®).“ All dies Treiben wird ſo lange dauern, bis das Volk ſeine wohlbegründeten Rechte wieder fordert ©). Sonſt iſt nur dadurch eine beſſere Zukunft zu erhoffen, daß der König die Adelsprivilegien unberückſichtigt läßt (TIT 1) und daß er ſeine oberſte Aufgabe in der Förderung des allgemeinen Wohlſtandes erbli>t (V 3); denn „das Volk ſchafft durh ſeine Arbeit den Glanz der Regierung“ (TT 3). Dieſer König, dann eins mit ſeinem Volke, wird nicht das Dräuen fremder Mächte dulden, noh viel weniger wird er zulaſſen, daß der Landesfeind innere Zwiſtigkeiten zu ſeinem Vorteil ausnußt (TT 3). Unter einem ſolchen Fürſten und nur unter einem

1) Suchier-Bir<h-Hirſhfeld a. a. O. S. 598.

2) Hier heißt es au, daß ſi< der König wie hinter einem feindlichen Schleier vor ſeinem Volke verbirgt.

3) „ Tout le pouvoir du trône est fondé sur l’autel.“

4) Er iſt ein „trop docile instrument des vengeances de Rome“.

5) Nur im Volke iſ die Tugend zu finden. Solche Gedanken waren bereits in einem anderen ſtürmiſchen Zeitalter, nämlich vor der Reformation geäußert worden. v. Bezold, Geſch. d. deutſchen Reformation (Berlin 1890), S. 142—143.

6) „Le peuple tout à coup, reprenant s0n éclat,

Et, des longs préjugés terrassant l’imposture,

Réclamera les droits fondés sur la nature,“ Welcher Ausbli> auf 1792!