Die Französische Revolution

Sieg der Revolution. Aufbau des neuen Frankreich. 125

auch eine Kontrollinſtanz für die auswärtige Politik ſein wollte: ein Beſtreben, das nah Bismar> ebenfalls zu verwerfen iſt. — Jedenfalls war eine wirklih fonſtitutionelle Regierung jezt ſo gut wie unmöglich: ſollte daher der König gegen die Verfaſſung manövrieren oder die Dinge gehen laſſen, wie ſie eben gingen? Jett hatte Ludwig XVT. wirklih Grund "), mit der ihm zugeteilten Rolle unzufrieden zu ſein und danach ſeine Dispoſitionen zu treffen. Mirabeau, der nur im geheimen ihn und ſeine Gemahlin mit Ratſchlägen unterſtüßen konnte, hatte, wie es ſcheint, bei der Löſung dieſer internen Fragen wenig Einfluß ?). Bemerkenswert iſt jedoh die Kunde ®), daß er dur<h Geld die antimonarchiſchen und antireligiöſen Tendenzen — natürlih im Einvernehmen mit dem Königspaare — aufgeſtachelt habe, um dadurch eine Reaktion der guten Bürger hervorzurufen und ſo ein Ende der Revolution herbeizuführen: wie Machiavelli hat alſo auh er den Staat durch Gift kurieren wollen. — Jn dieſer Zeit machten auch die Emigranten Verſuche, um das Ancien Regime wieder ins Leben zurückzurufen: z. B. ſchrieb am 4. Februar 1790 der Graf Artois einen Brief an König Friedrih Wilhelm TT. von Preußen, um thn zu beſtimmen, dem Bruder „Thron und Freiheit wiederzuſchaſſen“. Aber der ging darauf nicht ein. Erſt als er ſeine Hofſnung auf Gebietserweiterung im Oſten ſchwinden ſah, warf er ſeinen Blik gen Weſten, — und dann fand Artois ein geneigteres Dhr #).

Marie Antoinette hatte ſogleih ihren Schwager, den Grafen Artois, gebeten, von Angriffen auf den franzöſiſchen Boden abzuſehen ®), weil — und das iſt ſehr bezeichnend — Adel und Klerus alsbald das Opfer der Volkswut ſein würden; feſt ſteht ferner ®), daß der König ſehr wenig Vertrauen zu Miniſtern hatte, wie Montmorin, der Erz-

1) Siebe S. 121.

2) Die Königin bringt allerdings bedingungsweiſe in dem Briefe vom 12. Juni 1790 (Arneth Nr. 71) ihre Zufriedenheit zum Ausdru>, nachdem ſie im verfloſſenen Jahre die Hoffnung ausgeſprochen hatte, niemals auf die Hilfe Mirabeaus angewieſen zu ſein (Erdmanns8dörffer a. a. O. S. 89).

3) de Bertrand-Moleville in ſeinen Memoiren (Paris 1816), Bd. T, S. 354; Span. Arch. 3995 — 4. Jan. 1791; Arneth Nr. 71, Aber woher ſtammte das Geld ?

4) P. B. in Sybels H. Z. Bd. LXXIV, S. 262. 5) Span. Arc. 4011 — 3. März 1790. 6) Span. Ar<. 4000 — 29. November 1789.