Die Französische Revolution

130 Viertes Kapitel.

und mit ihrer ganzen Kraft die Einführung der Verfaſſung begünſtigen !).“ Begeiſtert wurde der Erlaß von der Nationalverſammlung aufgenommen, und es war nur richtig, daß eine Danfesadreſſe an den König beſchloſſen wurde ?). Faſt ſchien es, als wäre auch Marie Antoinette jetzt zur Einſicht gekommen; denn am 29. Mai ſchrieb ſie dem Kaiſer Leopold ): „Man muß dieſem unglüclichen Volke Vertrauen einflößen; man ſucht es ſo ſehr gegen uns auſzuwiegeln. Nur übermäßige Geduld und unſere reinen Abſichten ‘) können ſie zu uns zurückführen ; es wird früh oder ſpät merken, wie ſehr es zu ſeinem eigenen Glücke einem einzigen Herrn zugetan ſein muß, einem Herrn überdies, der, um es zu beruhigen und zu beglücen, ſeine Überzeugungen ®), — danach würde der König ſich des Gedankens an abſolutes Regiment endgültig entſchlagen haben —, ſeine Sicherheit, ja ſeine Freiheit ®) aufgegeben hat. “ Kein ſ{hle<tes Programm, aber ob ehrlih gemeint ? — Des Kaiſers Antwort enthält mancherlei Beteuerungen der Ergebenheit, bot aber nichts Poſitives, weil er nur die öſterreichiſchen Intereſſen verfolgte und er ſih darin „dur<h das wachſende Getümmel der franzöſiſchen Revolution nicht beirren ließ )“.

Ende Mai hatten ſich König und Königin in ähnlicher Weiſe geäußert. Trohdem ließ dieſe Anfang Juni wieder den Vertreter Spaniens zu ſich kommen, um mit ihm zu beraten ®), und er konnte ihr diesmal verſichern, daß alle bourboniſchen Höfe in einem gemeinſamen Manifeſt ®) gegen die neue franzöſiſche Verfaſſung Einſpruch erheben wollten. Dieſe Kunde ſett zwar die Königin in Freude, ſie befürchtet aber, von den Schußzmächten in Abhängigkeit zu geraten und vielleicht mehrere Provinzen an Deutſchland zu verlieren. Nach reiflicher Überlegung iſt ſie auf folgenden Ausweg gekommen : da die Regierung nur außerhalb des Pariſer Weichbildes in Sicherheit ſei, müſſe ſie ihren Sih in einem feſten Plah aufſchlagen, ſchon „um aus der Unterſtüßung der verbündeten

1) Als ob er das ſhon getan hätte!

2) Sepet a. a. O. Bd. III, S. 355.

3) Bei Arneth, Brief 69.

4) Alſo faſt dieſelben Worte wie im vorigen Brief!

5) Auch das iſ nah unſeren Darlegungen nicht richtig ; ſo belog ſie ihren Bruder.

6) Darüber ſiehe S. 121.

7) Sybel a. a. O. S. 240.

8) Span. Arch. 3982 — 7. Juni 1790.

9) Bei Arneth, Brief 71 (vom 12. Juni 1790). Dieſer Teil des Planes ging von Mirabeau aus.