Die Französische Revolution

Sieg der Revolution. Aufbau des neuen Frankreich. 131

Fürſten Nuten zu ziehen“. Vorausſezung dabei, wie wir an einem anderen Vrte hören, iſt, daß Öſterreich und Preußen ihre Zwiſtigkeiten! fahren laſſen und als Garanten der alten Staatsverträge auftraten. Dort in der Feſtung könne man die Getreuen um ſich verſammeln. Wenn die Nuhe *) in Europa wiederhergeſtellt und man der Unterſtüzung jener Staaten, zumal Englands, gewiß iſt, dann ſei es möglich, Frankreich die Verfaſſung vom 23. Juni 1789 3), über die aber König und Königin, wie wir hier gleich hinzuſeßen wollen, nie hinauszugehen wünſchten, aufoftroyieren; aber — und das iſt bezeichnend — mit einigen Änderungen, welche die ſpäteren Ereigniſſe erforderli gemacht hätten. Danach ſcheint es, daß Marie Antoinette die bewaffnete Hilfe des Auslandes, wie ſie Artois ‘) wollte, verſchmäht, daß es ihr mehr nur auf eine gewiſſe moraliſche Unterſtüzung ankommt, und daß das Königtum in der Hauptſache aus ſih heraus die Dinge zu ordnen plant.

1) Beide Staaten hatten ſi< um Polen verfeindet. Die zum Zwecke der Verſtändigung einberufene Reichenbacher Konferenz endete mit einem Siege Öſterreichs (Sybel a. a. O. S. 240). Dieſes war nämli<h vor furzem in ein intimes Ver= hältnis zu England getreten; „da keine Nation in Europa augenbli>li< in ſo hoher Schäßung ſteht als England“, hatte Leopold geſagt (Salomon a. a. O. S. 467). Man kann weiter behauptet, ldaß ſeit dem 27. Juli 1790 England unbeſtritten die erſte Macht Europas war (Zeitſchrift für Geſchicht8wiſſenſchaft Bd. IX, S. 191).

2) Außer dem Konflikt zwiſchen Öſterreich und Preußen verſezte no< ein anderer die Welt in Aufregung: der zwiſchen England und Spanien. Obgleich Leopold Il. abriet, wollte Ludwig XVT dieſem Lande Unterſtüzung gewähren (Span. Arch. 3982 16. Juni 1790), zumal au< Montmorin dafür war (Span. Arch. 3982 — 9. Mai), und er verſicherte darauf (Span. Arch. 4038 — 826, Juni) den König Karl ſeiner Vündnistreue und verſprach die Sendung von 14 Linienſchifſen. Jn dieſen Zwiſt wäre alſo au< Frankreich hineingezogen worden. Aber viele Franzoſen waren Eng=land wohlgeſinnt (Salomon a. a. O. S. 495; Span. Arc. 4011 — 5, April 1790); au< Mirabeau tat alles, um ſein Vaterland aus dieſer Krieg8gefahr zu bez freien (Sy bel a. a. O. S. 225); und dem Könige gingen allmählich die Augen auf , daß ihm in ſeiner gegenwärtigen Lage ein freundliches, jetzt ſo mächtiges Eng= land nüßlicher wäre. Deshalb trat er von dem Bunde zurü> (Span. Ar. 4038 4. Sept. 1790). Andrerſeits fürhtete Spanien um den Verluſt ſeiner Kolonien (Salomon a. a. O. S. 479 und 486), ſowie die Infektion ſeiner Soldaten mit dem revolutionären Geiſt der verblindeten franzöſiſhen Armee. Immerhin hatte Spanien einen wertvollen Bundesgenoſſen verloren nnd war jebt an ſi< mit ſeinen Kolonien der Übermacht Englands ausgeliefert.

3) Siche auh Sepet a. a. O. Bd. TIT, GS. 128.

4) Span. Arch. 4011 — 3. März 1790.

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