Die Französische Revolution

68 Drittes Kapitel.

zu gelangen ſuche, mit andern Worten, den Willen zur Macht bekunde. Doch zurü> zu dem königlichen Konſeil! Es war alſo in der Abſtimmungsfrage nicht viel, was dem Tiers bewilligt wurde: aber das ſchien dem Großſiegelbewahrer Barentin noh gar ſehr dasjenige zu überſteigen, was jener Stand zu beanſpruchen hätte; denn er griff Necker heftig an und überhäufte ihn mit Tadeln "). Nicht unwahrſcheinlih iſt dann, daß wieder die alten Gründe wie der einer Verfaſſungsänderung ins Gefecht geſührt worden ſind. Die Freude hatte er ja {ließli<, daß Ne>er aus eigenem Antrieb eine Beſtimmung in den föniglichen Erlaß aufnahm, daß dem Adel und Klerus gebührende Ehrenrechte zu wahren ſeien. Jſſtt es nicht, als ob auh Necker wieder mit einem raſh vorwärtsdringenden Reformer nichts gemein hat, und begegnet er ſih nicht darin mit ſeinem Herrn und König, der ſchon am Anfange die dem Althergebrachten huldige Ehrfurcht betonte?

Dieſe königliche Erklärung iſ aber no<h in anderer Weiſe von Bedeutung: wie ſie die Frage nah der Zuſammenſeßung der Reichsſtände beantwortet hat, ſo liegt in ihr auh eine Antwort auf jenes volfstümliche Parlamentsprogramm vom 5. Dezember. Jett verſpricht E der König,

. feine Auflage neuer Steuern ohne die Zuſtimmung der Reichs-

ſtände vorzunehmen ;

2. die Steuerperiode niht zu verlängern ;

3. die Reichsſtände über die Dauer einer Seſſion zu befragen;

4. mit ihnen gemeinſam die Finanzen zu regulieren; ferner will er:

5. eine Juſtizreform ?) ins Leben rufen ;

6. die Preſſe frei erklären;

7. Provinzialſtände berufen ;

8s. will er ſeine Zivilliſte feſtſegen.

Bedeutet nun dieſes Programm wirklih ein Ende des Ancien Regime? FJ in ihm in der Tat der Anfang einer konſtitutionellen Monarchie zu ſpüren 2)? — Wenn wir den Wortlaut genauer betrachten, muß uns manches daran zweifeln machen. Wir wollen vorausſchi>en,

1) Da die Prinzen am Konſeil nicht teilnahmen , ſo iſt anzunehmen, daß er Artois? Beauftragter war.

2) Dazu gehörte au< die Abſchaffung der „Lettres de cachet“.

3) So denken Koch (a. a. O. S. 202), Wahl (Studien S. 139; Vorgeſchichte, Bd. 1, S. 358), Aulard („Études et leçons“, Bb. I).