Die Französische Revolution

Ludwig XVT. im Kampfe für den unbedingten Abſolutismus. 75

ihm liegt es ob, „die Trugbilder, welche das Herz des Volkes verändert zu haben ſcheinen, zu zerſtreuen, indem er ſeine Bewunderung durch ein großes Schauſpiel erregt“. Das würde geſchehen, wenn er ſich an die Spitze ſeiner Untertanen ohne Unterſchied des Ranges ſetzte "), um mit ihnen die Mittel zur Regelung der Finanzen und zur Abſtellung der Mißbräuche zu vereinbaren. So, unter „Benuzung ſittlicher Gewalten“, würde die Majeſtät des Thrones gewahrt und der Ruhm der Nation der Nation geſchüßt ſein.

Worauf kommt es alſo Barentin in erſter Linie an? Die Antwort iſt nicht ſhwer: die Aufrechterhaltung der alten Verfaſſung, die Ordnung der Finanzen und — die Loslöſung des Königs von Necers Einfluß liegen ihm am Herzen. Offen wird dabei no<h niht gegen dieſen und ſeine Politik polemiſiert, wohl weil man ahnte, wie ſehr damals ſein Herr ſich auf ihn ſtüßte, und weil man zu feige war, ihn offen anzugreifen — auch ſehr bezeichnend für dieſe Leute!

Nachdem noh am 27. und 28. April in Paris wahre Schlachten geliefert worden waren ?), ſollten die Reichsſtände am 5. Mai zuſammentreten, als Palladium der Freiheit begrüßt von Frankreichs Bürgerſtande. Und wenn ſchon hier die Freude kaum eine Grenze kannte, das Ausland nahm nicht viel weniger an dieſem Ereignis teil als Frankreich ſelbſt. Wie ſehr man ſih auh bei uns in Deutſchland in den Gedanken eingelebt hatte, einem neuen, goldenen Zeitalter entgegenzugehen, davon legen die einleitenden Verſe von Schillers „Künſtlern“ ein beredtes Zeugnis ab, davon reden die Vorſtellungen von Freiheit und Frieden, Humanität eine beredte Sprache. Wenn unſer großer Dichter ausrief :

„Wie \{<ön, o Menſch, mit deinem Palmenzweige

Stehſt du an des Jahrhunderts Neige !“, ſo geht Klopſtock ®) ſogar ſo weit, das Verdienſt Friedrichs des Großen gegen das des Bourbonenkönigs abzuwägen und dieſem das größere Verdienſt um die Kultur der Menſchheit zuzuſprechen, und es

. weint an des Edleren Denkmal einſ der Eroberer.“

Ach, wie ſir hat ſih Klopſto> über den wahren Charakter Ludwigs getäuſcht! Wie unberechtigt war die Hoffnung auf eine ſonnige Ära

1) Ex ſoll alſo jeßt ein perſönliches Regiment führen, was früher niht geſchehen war, mithin ſi< losſagen von Ne>er.

2) Span. Arch. 3992 — 2. Mai 1789.

3) In ſeinem Gedicht „Ludwig XVI.“.