Die Französische Revolution

78 Drittes Kapitel.

Barentin nicht, zwar die Berechtigung der Privilegien in alter Zeit anzuerkennen, aber ihre Aufhebung zu empfehlen und Adel und Klerus zum Verzicht einzuladen. Auch aus dieſer Rede hören wir ſona faum etwas anderes als den Ruf nah Geld erklingen; denn die erneuerte Bewilligung der Preßfreiheit ſowie die Ankündigung von Maßnahmen zur Verbeſſerung der Juſtiz ſpielen demgegenüber eine geringere Rolle. Unangenehm aber mußte die Mitteilung berühren, daß die Gewährung von Zugeſtändniſſen vom guten Willen der Krone abhängig ſei, daß im übrigen, um ein Wort anzuwenden, welches Treitſchke von den Zeiten des Deutſchen Bundes gebrauchte, für den nüchternen Ernſt des politiſchen Daſeins der Bürger die ehrliche Geſinnung und der gute Wille des Königs genüge.

Dieſe Rede hatte die Beifallsſeligkeit der Deputierten ſchon ſehr herabgeſtimmt. Aber die Erwartung, mit der man Neers Rede entgegenſah, erhielt die Hofſnungen no< aufrecht; war doch ſein Amt, das des Leiters der Finanzen, wie ſeit Menſchenaltern (ſ. oben) in Frankreich das wichtigſte. Jn der Tat waren ſeine Darlegungen dem, der niht genau zuhörte, ein Konglomerat von liberalen Ausſprüchen und von freiheitlichen Theſen. Und doch iſ es ſo, viel Geſchrei und wenig Wolle, um eine volkstümliche Redewendung zu gebrauchen! Zwar wird wieder an die Vaterlandsliebe der Ständemitglieder appelliert und Einigkeit in ihren Handlungen verlangt, zwar wird eine Beſchlußfaſſung über die Aufhebung der Privilegien wie über eine richtigere Steuerverteilung empfohlen, — lieber würde er ja noh einen freiwilligen Verzicht des Adels und Klerus auf ſeine Sonderrechte ſehen —, zwar wird uns ein ſcheinbar ganz neues Bild von der Finanzlage Frankreichs gegeben, aus dem erſichtlih ſein ſoll, daß dieſe noh niht die Berufung der Reichsſtände erforderlih gemacht hätte, aber dieſes Bild iſt abſichtlich verzeichnet, ſo daß Kenner Ne>er angeſichts der franzöſiſchen Nation einer Lüge hätten zeihen können. Doch ſo weit wax noch niemand damals in das Studium der Finanzen eingedrungen. Dafür hörten aber die Deputierten vor allem zweierlei heraus, nämlih daß die Privilegien aufzuheben !) und das abſolute Regiment aufre<t zu erhalten ſei. Das lettere hat nun das Mißtrauen, mit dem man Ne>er ſchon ſeit einiger Zeit begegnete, niht unweſentlih erhöht ?).

1) Daß es darauf ankam, hat, wie wir {hon erwähnten, Flammermont beſtätigt.

2) Es mölte ſcheinen, als ob Mirabeau unter Hinweis auf die däniſche Re-