Die Französische Revolution

Ludwig XVI. im Kampfe für den unbedingten Abſolutismus. 79

Aber nicht ſo ſehr lag darin der Fehler der Regierung, in der Abſtimmungsfrage, nachdem ſchon der Tiers an Zahl verdoppelt worden war, nicht die Jnitiative ") ergriffen zu haben, wie von Sybel meint, als vielmehr darin, daß ſie nur eine Renovation des jezt baufällig gewordenen, einſt ſo bewunderung8werten Palaſtes des abſoluten Staates wünſchte. Da man die Zuſage eines Anteils an der Regierung erwartet und das Recht, den König zu beraten, erhalten hatte, da viel vom Gelde, aber nichts von einer Verfaſſung geſagt worden war, fo bemächtigte ſich am Ende der Rede allgemeine Enttäuſchung der Gemüter, — zum zweiten Male nah dem 27. Dezember 1788, und eiſiges Schweigen wurde der Lohn für Ne>ers Ausführungen ?). Ja, es gab manche, die da wähnten, Necker ſei gar nicht für die Reden verantwortlich zu machen. Marie Antoinette und die Hofpartei ſeien es geweſen, welche die konſtitutionellen Vorſchläge Ne>ers umgeſtoßen, zum mindeſten weſentliche Teile ſeines Programms verändert hätten ?). Mag das auch auf falſhen Mutmaßungen beruhen, ſoviel iſ doch richtig und ſoviel war auh bis zu den Tiefen des Volkes hindurchgeſicert, daß zwiſchen der Königin und dem Finanzminiſter jezt ein Gegenſaÿ beſtand — ein Gegenſaß, der die Fürſtin aber noh nicht dazu beſtimmte *), in den Gang der Geſchäfte einzugreifen.

volution von 1660 ſi< irrt, wenn er glaubt, es ſei damals no< möglich geweſen, na< Aufhebung der Sonderre<hte und Erklärung der Gleichberehtigung für alle die Abgeordneten na<h Hauſe zu entlaſſen.

1) Vielleicht hatte Ludwig damals gerade infolge der ſ<weren Krankheit des Kronprinzen die Überſicht verloren; wie wir hören, iſ ihm das Leiden ſeines Sohnes ungemein nahe gegangen.

2) Mercys Bericht vom 10. Mai 1789.

3) Buchez et Roux, EUistoire parlementaire (Paris 1846). Ebenſo Aulard (Études); ſpäter (Histoire générale, publ. p. Lavisse VIIL, 55) hat er aber ſein Urteil dahin abgeändert, daß Ne>er, um niemanden zu verlezen, mancherlei Änderungen vorgenommen habe. — Der Entwurf der Rede des Königs ſtammt nah Sepet von dieſem ſelber. Für die übrigen Reden beweiſt ihr einheitliher Stil, daß Ne>er ſie ausgearbeitet hat (Leſer a. a. O. S. 116. 119). No< wäre zu bedenken, daß dieſer in ſeinen ſpäteren Schriften eine etwaige Änderung ſicher erwähnt hätte. — Falſ< iſt die Behauptung Barentins (a. a. O. S. 142—143), daß Ne>ker au bei dieſer Gelegenheit die föniglihe Machtbefugnis zu mindern ſuchte.

4) Sie ſchreibt am 19. Mai 1789 an Mercy, ſie habe ſi< in der ganzen Frage paſſiv verhalten. Jedo< warum legte fie ſi< dieſe Zurückhaltung auf, da ſie ſeit Mitte April zu Ne>ers Gegnern gehörte?