Die Französische Revolution

Ludwig XVI. im Kampfe für deu unbedingten Abſolutismus. 85

Dabei die Sache des Königs in Gefahr und dieſer ohne eine Ahnung!

Als am 14. Juni das Hoflager von Verſailles, dem Siße der Regierung und dem Orte, wo der Kronprinz die Augen geſchloſſen, nach Marly !) verlegt worden war, wollte die Hofpartei die Gemütsdepreſſion des Landesherrn dazu benuzen, um auch ihn auf ihre Seite zu ziehen. Zwar behauptet Mercy ?), der König habe Ne>er, welcher die Sache des Tiers vertreten, jeht {hon preisgegeben und den Privilegierten ſeine Sympathien geſchenkt; aber ſo großen Erfolg hatten damals die Ränke noh nicht ®).

Die Dinge nahmen nun weiter ihren Verlauf: obgleich der König ſih noh niht wieder an das Steuerruder begeben, aber Necker an dieſe Stelle geſezt hatte, konnte das Staatsſchiſff vorläufig noh geraden Kurs halten.

Am 16. Juni war es, wo der König in einem Briefe an Bailly, den Vorſißenden der Deputierten des dritten Standes, dieſe unter Betonung der Liebe zum Landesherrn aufforderte, mit den anderen Hand in Hand zu gehen *). Am 17., wie geſagt, ermahnte der König noh einmal die Privilegierten zur Vernunft. Jedoch nahm der dritte Stand an dieſem Tage ſhon Necker die Führung aus den Händen, indem er ſi<h zur Nationalverſammlung erklärte und die Forterhebung der Steuern bis zum Tage der Auflöſung der Reichs\tände verfügte.

Wenn auch die Höhe der Staatsſchuld und die Furcht vor einem Bankerott es geweſen waren *®), die den Tiers zu dieſem Schritte beſtimmt hatten, und wenn auch die Erklärung zunächſt ſih gegen die Privilegierten ©) richtete, ſie ſtellte auf alle Fälle einen Eingriff in die Rechte des Herrſchers dar.

1) In erſter Linie war alſo wohl dieſe Flucht aus den Geſchäften dur< die Trauer veranlaßt. Nach Ferrières (Memoiren I, 55) aber wäre dieſe Reiſe von der Hofpartei angeregt worden, um den König von den Miniſtern zu trennen. „Der Tod des Dauphin diente nur als Vorwand.“ Darauf haben republikaniſche Geſchichtſ<reiber, darunter auh Flammermont, die Theſe aufgebaut, daß der König nicht freiwillig na< Marly gegangen iſt.

2) S. 79, Anm. 2.

3) Revue historique, Bd. XLVI, &. 44.

4) Iſt das nicht eine Art Vorbereitung der Nationalverſammlung ?

5) Bailly, Mémoires, Bd. I, S. 169. Die denkwürdige Sißung war um 5 Uhr zu Ende,

6) Dieſe ſollten ſo zur Vereinigung, der ſie widerſtrebten, gezwungen werden.