Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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immer ſo ein biß<hen Unruhe und- Kampf. Deutſche, öſter=reihiſ<h-ungariſhe und türÉiſhe Truppen wurden ſtän=dig von den Ruſſen beläſtigt; namentlih während der großen — Bruſſilowoffenſive des Jahsres 1916 ſuchte der Gegner hier durGzuſtoßen, um mit Brzezany die erſte Etappz und die gute Straße zum Marſh na<h Lemberg zu gewinnen. Bruſſilow hat: zur Soms- meroffenſive des Jahres 1917 wieder den Hebel bei Brze=zany angeſeßt. Tagelang warf er ſeine auſgeſtapelte Munition auf die Brzezanyſtellun=gen, dann brauſten ſene Maſſen gegen die 400 Meter hohe, weithin die Stellung beherrſchende Lyſoniahöhe vor und vermochten ſie au< für kurze Stunden zu nehmen. Frei lag der Bli> auf das \<öône Brzezany, das winfende Kampfziel. Da warf ſächſiſche Tapſerteit den ahtfah überlegenen Gegner in ſ<hneidigem Gegenſtoß; Brzezany blieb unbehelligt. Nun gingen die Kämpfe der zähen Revolutionstruppen und ihrer mít ſo viel Trara und Reklame begründeten Todesbataillone weiter. Sie verdienten ſich jeßt ihren Namen. Daß nicht allzuviele ihn zurü>brahten und ſeinen Ruhm verkündeten, dafür ſorgte die Taftik ihres berüchtigten Führers, des „Menſhenſ<hlähters“ Bruſſilow. Brzezany, das vor dem Kriege etwa 15 000 Einwohner zählte, iſt ein ſtilles kleines Provinzſtädthen inmit-

ten der Höhenzüge der ſogenannten

Podoliſhen Schweiz und liegt ſelbſt in einer Shlucht zwiſchen die Berge eingebettet. Die Zlota Lipa fließt an der Stadt vorbei und riß früher bei Hochwaſſer das fru<htbare Acferland ihres Tales oft mit ſi< fort. So baute man dicht oberhalb der Stadt vor mehreren Jahrzehnten einen breiten Damm zwiſchen die Hügel und ſtaute einen re<t maleriſhen und hübſchen Bergſee von drei Kilometern Länge und einem Kilometer Breite auf. An dem Seedamm lag die große

amerikaniſche Getreidemühle des ruſ=—

1 ſiſ<h-polniſ<hén Fürſten Potocki, dievon den Ruſſen angezündet wurde und von dex heute nur no die kahlen Mauern ſtehen. Dieſer Potocki ſpielt heute oder ſpielte vor dem Kriege die Hauptrolle in Brzezany. Er war der größte Grundbeſißer und Jnduſtrielle der Gegend. Jhm gehörte das alte Schloß, deſſen weſtlihen Flügel er zum Teil niederriß, um eine Braueref dort einzurihten. Ihm winkte \{<önſte Erholung von ſeinen zahlreihen Geſhäften in dem entzüdenden Renaiſſanceſ<löß<hen Raj, zu dem man von der Stadt aus dur<h eine mäqhtige alte Lindenallee ſpaziert.

Aber niht das fünfarmige Kreuz, das als Wappenzeichen der Potockis heute den ſ<lanken Rathausturm ſ<hmüdt, hat Brzezany ſeine Be=deutung verſchafft, ſondern die, die ihm den Stempel ih= rer gewaltigen Perſönlichkeit aufdrüd>ten, waren das pol=niſhe Fürſtengeſhle<t der Sieniawskis. Einer ihrer Stammväter war Nikolaus, der im Jahre 1554 das Schloß erbaute, eine mahtvolle Ans=lage auf der dur< zwei ZlotaLipa - Arme gebildeten Jnſel am Oſtrande der Stadt. Esſteht, bisher nur dur< wenige Granaten und Shrapnelleder Ruſſen beläſtigt, in ſeiner äußeren Fünfe>form noh. ziemli< unverſehrt, wenn: auh ſtark zermürbt und ver=' fommen da, ein rehtes feſtes zweiſtökiges Trußgebäude ge- “ gen mittelalterli< - heidniſche Angriffe, die die Türken bis dahin trugen. Der Hof mit ſeinen Arkadengängen, ähnlih denen des Königſhloſſes. in Krakau, iſt weit und ge=räumig, das ganze Schloß ſollim ſiebzehnten Jahrhundert eines der größten, ſtärkſten und mit Kunſtſhäßen rei<h verſehenen Schlöſſer Polens geweſen ſein. Vor dem Kriege

Ob eres Bild: Bli auf Brzezany vom Béénhardinerkloſter aus, — Mittl EE es Bild: Grabkapelle des Fürſten Sieniawsft in Brzezany.— Üntevres Bild: ‘Der Hof des alten Schloſſes von Brzezany, Aus Brzezany. — i