Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

ten an zahlreihen ande-

194 Jluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Auf dem weſtlihen Maasufer kam es an demſelben Tage zu einem Zuſammenſtoß. Badiſche Bataillone fohten dort beiderſeits der Straße Malancourt—Esnes mit un=widerſtehlihem Heldenmut, entriſſen den Franzoſen ihre einige Zeit vorher bei Gegenangriffen Zurü>gewonnenen

Gräben aufs neue und ſeßten ſih darin feſt. Dabei ge- |

rieten 500 Mann der Grabenbeſaßung in deulſhe Gefangenſchaft. Die Franzoſen, die am gleihen Tage mit vier ſhweren

Vorſtößen bei Filain Mißerfolge erlebten, wiederholten hier

und an allen anderen Einbruchſtellen der Deutſchen, namentlic auh am weſtlihen Maasufex, erbittert ihre Gegenangriffe

und ſtießen Tag und Nacht, in manchen Abſchnitten bis

fünfmal, vor, exreihten dadur<h aber nirgends eine Verbeſſerung ihrer Stellungen. Sie konnten niht einmal verhindern, daß die Deutſchen ihren Erfolg vom 31. Juli bei Cerny dur einen Handſtreih vervollſtändigten, indem ſie überraſchend gegen einen von den Franzoſen hart verteidig=

ten Tunnel vorbrachen, ſih deſſen Südausganges bemächz

tigten und ihn gegen viele feindlihe Wiedereroberungsverſuche feſthielten. -

Weiter nordweſtli<h an der Straße Laon—Soiſſons, bei Allemant, drangen franzöſiſhe Kompanien in die vorderſten deutſhen Gräben ein, aus denen ſie jedo< nah furzem Aufenthalt darin wieder vertrieben wurden. Am

10. Auguſt machten die Franzoſen einen verzweifelten Ver-

ſu<, dur< einen Über-

und bei Cerny-en-Laonnais brachen zwei große Vorſtöße unter deutſher Gegenwehr vollkommen zuſammen. Die Artillerietätigkeit war gegen früher weſentli<h erhöht an der Aisnefront, in der Weſthampagne und auf beiden Ufern der Maas. — SS SS

Wenn auch die bewußte Mißdeutung der deutſchen Friedenswünſche den Franzoſen no< einmal die Neubelebung der Kampfesluſt ihrer Truppen ermögliht hatte, ſo ging do< von den Enthüllungen des Deutſchen Reichskanzlers über einen Geheimvertrag zwiſhen Frankreih und Rußland eine Wirkung aus, die auf alle Regierungen Des Viexrver= bands drüdte. Der engliſhe Arbeiterminiſter Henderſon reihte am 11. Auguſt ſein Rü>trittsge[u< ein, nahdem ſi< die engliſhe Arbeiterkonferenz, die über die Teilnahme DET

Engländex an dex ſozialdemoftratiſhen Zuſammenkunft in _Stocholm endgültig Beſchluß zu faſſen hatte, mit erdrüden=--

der Mehrheit für die Beteiligung an den Beratungen aus=geſprochen hatte. Darin lag unzweifelhaft eine entſhiedene Billigung der Beſtrebungen für einen raſchen Frieden, UnD deshalb mußte mit weiteren Veränderungen in der engliſhen Regierung gere<net werden, denn auh im engliſhen Boll war ein Umſhwung in der Auffaſſung des Krieges und Der Kriegsziele eingetreten. Die Kriegsverdroſſenheit war dur die Vorgänge in Flandern verſtärkt worden. Es ſah niht wie Siegeszuverſiht aus, als die engliſchen Diviſionen

den beabſichtigten Vormarſch in Flandern einſtellten, weil

ſtarke Regenfälle ihnen

fall bei Cerny Herren der deutſchen Linien zu werden. Das ſchien anſäng=li zu gelingen; aber bald zeigte ſi, daß die deutſ<he Grabenbeſaßung niht einmal Verſtärkungen brauchte, um die Franzoſen mit ſtarken Verluſten für dieſe zurü>zuwexrfen. Inzwiſchen entbrann=-

cen Stellen der franzöü-= ſiſhen Front ebenfalls eine Anzahl kleinerer Gefehte, die meiſt dur< fühne Erkundungsunternehmungen deutſcher Streifabteilungen (ſiehe die Kunſtbeilage) ausge=löft wurden. Süddeutſche und rheiniſhe Sturmtruppen drangen am 3. Auguſt ſüdweſtli<h von :

Leintrey an der lothringiſhen Front in feindliche Stellungenein, und Niederſhleſier und Poſener brachten amnächſten Tage bei einem friſhen Angriff in der Nähe von Juvin-

- court auf dem nördlihen Aisneufer über 100 Franzoſen in

deutſhe Gefangenſchaft. Am 6. Auguſt ſtießen Oldenburger in die Shluht von Beſſy, nördlih von der Straße

Laon==Soiſſons, Württemberger bei Berry au Bac an der |°

Aisne mit großer Kühnheit vor und machten dabei gute Beute und Gefangene.

Während an der Aisnefront die Batterien beider Parteien mit ſteigender Wucht einander bekämpften, entfeſſelte ſih au< auf beiden Maasufern ein lebhafter Artillerietampf, der von zahlreihen leineren Infanterieunternehmungen begleitet war. Badener führten am 7. Auguſt auf dem öſtlihen Maasufer dur< Einbruch in den ſtark ver\hanzten Caurièreswald einen wirkungsvollen Handſtreih aus, der den gewünſchten Erfolg hatte, und am 9. holten

ſie auh nördlih von Vacherauville aus franzöſiſchen Gräben

eine Anzahl Gefangener. Aus den zahlreichen deutſchen

Erkundungſtößen, die am 10. Auguſt an der franzöſiſhen

Front auf dem Weſtufer der Maas, bei Reims und ſüdlich

von Corbény erfolgten, hob ſi eine Unternehmung heſſiſhnaſſauiſher Truppen heraus, die am Hochberge in der Weſl= champagne in feindlihe Grabenſtüde eindrangen Und ſich dort trot erbitterter feindliher Gegenunternehmungen hielten.

Mit größeren Angriffen traten die Franzoſen erſt vom 11. Auguſt ab wieder ſtärker hervor; am Cornillet exlitten ihre Handgranatentruppe an dieſem Tage eine Schlappe,

Einſchlagende 88-em-Granate, durch deren Luftdruck die in der Nähe ſtehenden - Häuſer niedergeriſſen werden.

vermehrte Schwierigkei=ten bereiteten. Das ſhle<hte Wetter mußte dazu dienen, Mißerfolge zu erflären. Allerdings hatten die ausgiebigen Regenfälle im Verein _ mitdem niht tief unter dex von Granaten zerriſ= ſenen Erdoberfläche ſte_ henden Grundwaſſer das Kampſgebiet in Sumpſf- gelände verwandelt, das den Bewegungen großer militäriſher Verbände bedeutende Hinderniſſe bot. Das engliſhe Heer erwies ſi dieſen Boden=verhältniſſen niht gewawſen, wohingegen [ſi “die Deutſhen von Angriffen niht abhalten ließen. Shwere Sorgen bereitete es den Feinden, daß die deutſhen Gegen-

Phot. G. Riebice, Berlin=

“angriffe mit ungeahnter Kraft einſeßten und zu Erfolgen führten. Am höchſten wurde die Wiedereroberung der Dorf-

ruinen von St. Julien bewertet, wo die Engländer den einzigen Erfolg mit eigenen Kräften erzielt hatten. Der Aufenthalt in dem gewonnenen Trichtexſtreifen geſtaltete ſih für die Feinde ſehr verluſtreih. Die eingetretenen Überſhwemmungen (ſiehe Bild Seite 198) überfluteten die Reſte der alten Grabenſtellungen im deutſhen Borfelde und füllten die Trichter bis an den Rand mit Waſſer. In dieſem Gelände konnten ſih die engliſhen Truppen der vorderen Linien keine Verteidigungſtellumgen von Ge

-nügendex Haltbarkeit [<haffen, no< weniger vermo<ten [ie

ſi gegen Sicht durch die deutſche Artillerie zu ſhüßen, für die die Gruppen der Feinde erwünſchte Ziele ‘bildeten. _ Dieſer Zuſtand und no< mehx die Tatſache, daß die

| Feinde ein Millionenheer unmittelbar hinter den vorderen Linien auſgeſtellt hatten, das einen rieſenhaſten Aufwand

für Verpſlegung und Maumitionszufuhr nötig machte, zwangen ſie zu neuen großen Angriſfen, wenn ſie eine etwas günſtigere Lage für ſih erzielen Und vor allem niht jede Ausſiht auf die Eroberung der ſlandriſhen Küſte verlieren wollten. Verheißungsvoll war die Lage niht. Fünfundzwanzig engliſhe Panzerwagen waren ger[{<mettert im Sthlamm des Trichker=feldes. vor den deutſhen Stellungen ſte>en geblieben, ein Anbli>, der die Hofſnungen, die man in den Soldaten mit dieſen Ungetümen zu erwed>en beſtrebt war, niht befeſtigte. Im höchſten Grade beunruhigend wirkten für den Feind auch die fortwährenden kühnen Unternehmungen deutſcher