Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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der Topliza zu. Die Ruſſen, die auf dieſe Weiſe um ihr LiebTlingsgeträntk fommen ſollten, legten ſi<h auf den Bauch und tranken gierig, mit Händen und Kochgeſchirren [<öpfend und ihre Feldflaſchen füllend, den Shnaps wie reines Waſſer (fiehe die Kunſtbeilage). Zahlreiche Offiziere holten [i< gleih aus den Sammelbe>en gehörige Mengen. Bald wälzte fih brüllend und johlend eîn Teil der Soldaten vollſtändig betrunken auf den Straßen, während andere [<weren Trittes unſicher daherwankten und im Rauſche die wildeſten Ausſhweiſungen begingen. Wehe den armen Frauen und Mädchen, die den trunkenen Unmenſchen in die Hände fielen!

Was ſi niht rehtzeitig in Kellern und Wäldern verbergen

Fonnte, wurde in roheſter Weiſe vergewaltigt. —

. Der linke Flügel und die Mitte der galiziſhen Angriffsheere famen unterdeſſen allmähli<h zum Stillſtand an der neuen Verteidigungslinie, die die Ruſſen am Zbrucz errihtet hatten. Der Vormarſch öſtlih von Taxrnopol (ſiehe Bild Seite 211 unten) hatte noh zu lebhaften Kämpfen. mit ruſſi\hen Nahhuten geführt, denen viele Gefangene (ſiehe Bild Seite 211 oben) abgenommen wurden. Die Feinde waren aber \<ließli< gezwungen, in breiter Front hinter den Zbrucz

ZurüGugehen, auf deſſen Oſtufer ſih die Deutſchen, Öſterreicher und Ungarn für ſpätere Unternehmungen an mehreren Punkten wihtige BrüÆenktöpfe ſicherten. Feindlihe Verſuche, die kühnen Vorpoſten über den Fluß weſtwärts zurüzuwerfen, ſ<heiterten. Auch ſüdöſtlih von Tarnopol

bra<h am 14. Auguſt ein dur< Panzerkraſtwagen unterſtüßter \<hwerer, feindliher Gegenſtoß vor den neuen deut-

[hen Stellungen zuſammen. :

Das fernere Schi>ſal des größten Teiles Oſtgaliziens und der Bukowina war entſchieden. der ruſſiſhen Front bei Zborow am 19. Juli, alſo nah kaum vier Wochen, hatten die Mittelmächte Dſtgalizien und Die - Bukowina bis auf geringe Reſte vom Feinde reingefegt, eite nah Millionen zählende, monate- und jahrelang |<wer gefnehtete Bevölkerung von dem ruſſiſhen Joh wieder befreit und die eigenen Linien in großer Ausdehnung in ruſſiſhem Gebiet verankert. Bis zum 17. Auguſt nahmen die Verbündeten, unter denen ſih die Osmanen ebenfalls beſondere Verdienſte erworben hatten, in Dſtgalizien, der Bukowina und dex Moldau insgeſamt 655 Offiziere und 41 300 Mann gefangen. Die ſonſtige Beute belief ſi<h auf 257 Geſhüge, 546 Maſchinengewehre, 191 Minenwerfer, 50 000 Gewehre, rieſige Munitionsmengen, 25 000 Gasmasfen, 14 Panzerkraftwagen, 15 Laſtkraftwagen, 2 Panzer-

Seit dem Durhbru<

züge, 6 beladene Eiſenbahnzüge, 26 Lokomotiven, 218 Eiſenbahnwagen, mehrere Flugzeuge und beträchtliche Lebensmittelvorräte. * e

Dem venizeliſtiſhen Griechenland waren gegen Ende des Monats Juli in dex Pariſer Balkantonferenz, der am 10. Auguſt eine neue Zuſammenkunft in London folgte, einige Erleichterungen zugeſtanden worden, die um ſo bereit= williger gegeben werden fonnten, als das Land an allen wichtigen Punkten von den Truppen Sarrails beſeßt gehalten wurde. Rings um die griechiſhe Hauptſtadt ſtanden

auf den Hügeln mit den Überreſten der Bauwerke des klaſſi-

hen Altertums die \<hußfertigen Kanonen (ſiehe die Bilder

Seite 214 und 215) der „Shußmächte“ Griechenlands; die

Kanoniere waren bereit, über die Bewohner ein Straf= eriht hereinbrehen zu laſſen, wenn ſie ſih etwa wider=penſtig zeigen ſollten. Venizelos hatte es nun endlih ſo weit gebracht, daß Griechenland Mitte Auguſt entſhloſſen war, in die Reihen der Verbandſtaaten einzutreten. Dieſe erwarteten von Venizelos die Wiederaufſtellung-des grie hiſchen Heeres und deſſen baldigen Eintritt in den Kampf gegen die Mittelmächte. Frankreih und England hatten um ſo größere Veranlaſſung, dieſen neuen Bundesgenoſſen, der ſo nahe dex mazedoniſchen Front ſtand, re<t bald für ſih zu gewinnen, je ſ<hwieriger ſih die Seeverbindungen

mit Griechenland geſtalteten und je dringliher jeder Mann

und jedes Geſhüß des engliſ<-franzöſiſ<hen Balkanheeres an der Front in Frankreih und Belgien gebrau<ht wurden. Venizelos ſtellte nun ſeine „vaterländiſhen“ Forderungen e in der Tat die Rückgabe des griechiſchen Kreuzers „Hellas“. —

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In Mazedonien ereignete ſih ni<his Bedeutungsvolles, und au< auf dem italieniſchen Kriegſchauplaß blieb es einige Wochen faſt völlig ruhig.

Erſt am 17. Auguſt entbrannten an der Jſonzofront neue, [<were Artilleriekämpfe, die ſih über den ganzen Raum zwiſchen dem Mrzli Vrh und dem Meere exſtre>en. Truppenanſammlungen hinter den vorderen italieniſhen Stellungen kündeten gleichzeitig an, daß der Feind ein großes Unternehmen beabſihtigte. Am 18. Auguſt, nah ſe<hsunddreißigſtündiger Feuervorbereitung folgten einige ſtarke Erkunungſtöße, und am 19. morgens begann die 11. Jſonzo=z

Franzöſiſches FeldgeſchüHß auf Den Muſenhügel vón Athen, nahe dem Grabmal des Philoppapos. e : ; Nah einer franzöſiſhen Daxſtellung.-

Sm Mikttelgrund die Akropolis.