Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17. 931

unternehmen bei St. Quentin, wo die Kämpfe zwiſchen Streifabteilungen allmählih \<la<htmäßige Handlungen nach ſi gezogen hatten, die am 24. Auguſt in einem franzöſiſchen Vorſtoß von 3 Kilometern Breite ihren Höhepunkt erreihten. Dieſer Angriff endete mit einem völligen Mißerfolge der Franzoſen, troßdem ſie auh an dieſer Front im Verein mit den Eagländern niht an Munition zur Zer=-

mürbung der deutſ<hen Verteidigungslinien geſpart hatten.

Die \<hwere Beſchießung der Stadt, die dem Jnſanterie=ſturm wochenlang vorausgegangen War, hatte endlih au< die Vernihtung der berühmten Kathedrale veruxſaht. Am 16. Auguſt, als 3000 Granaten in das Stadtinnere fielen, geriet ſie in Brand und wurde ein Raub der Flammen

(ſiehe Bild Seite 232). Dieſe dur<h nichts begründete

ſranzöſiſ<h-engliſhe Barbarei, die zur völligen Vernihtung eines der wertvollſten Kulturdenkmäler Frankreihs führte, verſuchten die Feinde dann ganz dreiſt den Deutz

ſchen zur Laſt zu legen. Über den Brand ſelbſt ſ<rieb_

ein Frankfurter Arzt, der den Untergang des Bauwerïes ZU ſehen Gelegenheit hatte, in einem in der „Sranffurter

Franzöſiſche Beſeſtigungswerke vor Berdun. Nach einer ſranzöſiſhen Darſtellung.

Zeitung“ vom 23. Auguſt 1917 abgedru>ten Briefe unter anderem wie folgt:

„Geſtern abend haben wir hier ein hiſtoriſches Schauſpiel gehabt, den Brand dex Kathedrale von Sk. Quentin. Gegen neun Uhc abends hörten wir ſchwere Einſchläge aus der Richtung des anderen Bataillonsgefehtſtandes. Um zu ſehen, wo die Schüſſe lagen, ſtieg ih auf eine kleine Anhöhe, von wo aus ih die Einſchläge beobahten fonnte. Sie lagen in der vermuteten Gzgend. Während ih beobachtete, hörte ih einige Granaten in der Richtung auf St. Quentin vorübexrſauſen. Plöglich ſah ich die Kathedrale in hellem Feuerſchein. Der erſte Einvru> war: die Kathedrale brennt. Doch bei näherem Zuſehen bemerkte ih zu meiner Freude, daß niht die

Kathedrale brannte, ſondern ein Haus davor. Die Kathedrale ſelbſt war nur prächtig angeleuhtet vom Feuerſchein. Es war ein herrlihes Bild. Schon bei Tage beherrſchte die Kathedrale, die, je länger man ſie betrachtet, deſto größeren Eindru> macht, weithin die ganze Gegend. Jn der magiſchen Beleuchtung aber hob ſie ſich wie eine Viſion von dex in abendlihe Dämmerung getauchten Umgebung.

Lange feſſelte uns — die anderen Herren hatte ih E | as

heraufgerufen — der wundervolle Anbli>. Doch da!

war das? Ein Blinken am Dachreiter — nun war es wieder verſhwunden. Vielleicht wax es nurx eine Lichtſtation, die von dieſem weithin ſihtbaren Standpunkt Signale gab.

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Nun erſchien es wieder. Diesmal für längere Zeit. Doh troßdem konnte noh unſere Vermutung odex beſſer geſagt Hoffnung ſtimmen. Da flammte plößli<h au< an einer änderen Stelle des Dahreiters ein Licht auf und nun no< an einer dritten. Kein Zweifel mehr: die Kathedrale brannte. Wir hätten es nicht für mögli gehalten, dieſes Barbarentum. Es konnte kein Flugfeuer ſein, ſondern die Franzoſen ſelbſt hatten mit Brandgranaten nach der Kathedrale geſchoſſen, und eine Granate hatte den Daqreiter gezündet .…. Bald glich die Kathedrale nur noh einem mächfigen antifen Brandopferaltar. Nur noh die ſteinernen Mauern ſtanden, und aus ihnen heraus ſhlug eine mächtige Flamme gen Himmel...“ — :

Die Anſpannung der geſamten feindlihen Kräfte zu Lande ergab auh eine beträchtlihe Belebung des Luft=Frieges. Die Franzoſen führten weit ausgedehnte Flüge in das Land hinter der deutſhen Front aus und bombar=dierten- wieder offene Städte, wie Kolmar, Freiburg î. BL. und Frankfurt a. M. Am 11. Auguſt morgens halb ſieben Uhr exſchien ein feindlicher Flieger über Frankfurt und warf

einige Bomben ab, von denen eine unmittelbar vor einem großen Militärlazarett niederfiel. Der Torwächter und einige Jnſaſſen des Lazaretts wurden leicht verwundet, ſonſt aber richtete die Bombe kein Unheil an, auh der Sachſcha= den war niht bedeutend. Schlimmere Folgen hatte eine Wiederholung des Angriffes am 12. Auguſt abends halb acht Uhx, bei dem ein feindlicher Flieger wahllos fünf Bomsben fallen ließ. Diesmal wurden vier Perſonen tödlih verleßt, und zwölf andere trugen \<were Verwundungen davon. Militäriſher Schaden wurde niht angerichtet. Zwei deutſche Flugzeuge faßten das feindlihe auf dem Rüdcffluge bei Saargemünd ab und zwangen es zum Landen. Die franzöſiſhe Beſaßung wurde gefangengenommen. Vergeltung für dieſe Angriffe übten deutſche Flieger, die in ſtarken Geſhwadern die großen Feſtungs- und Kriegslagerpläße der Franzoſen und Engländer hinter der feindlihen Front angriffen und mehrere tauſend Kilogramm Sprengſtoffmaſſen abwarfen. Zwanzig deutſche Flieger zählten die Engländer am 12. Auguſt über den zahlreichen befeſtigten Pläßen und militäriſchen Anlagen im Gebiete der Themſemündung. Die Flieger ließen na<

| engliſhen Angaben in Southend vierzig Bomben fallen,

die ſ<hweren Schaden hervorriefen (ſiehe au< den Berichk auf Seite 218 u. \.). In der Nacht zum 22. Auguſt erſchien na< längerer