Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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_Jlluſtrierte Kriegsberihte.

Die Brieftaube. Erzählung aus dem Kriege, Von Paul Grabein. : (Fortſeßung.) : : i „Diesmal bringe i< Jhnen etwas Jntereſſantes 1“ rief Stabsarzt Ullrich dem Kriegsgerichtsrat Denhardt ſhon von der Türe aus zu. „Sehen Sie einmal, was ih hier habe !“ Der Rat nahm und überflog den Papierſtreifen. :

„Ju dex Tat, niht übel! Gut gemeint von dem Herrn-

Anonymus der Gedanke, unſere ganze Munition in die Luft

purren zu laſſer, gerade jeßt furz vor dem Höhepunkt der

Offenſive — wirkli niht <hle<t! Na, um ſo beſſer, daß wir dieſes Briefchen no< beizeiten erwiſht haben.“ Er ſah wieder auf den Zettel in ſeiner Hand nieder und faltete ihn no< einmal auseinander. Ein Ausdru> des Naſinnens trat auf ſeine Züge. „Jh weiß niht — die Schrift fommt mir merkwürdig bekannt vor. Die muß i< ent-

Zlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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und bald war jeder Zweifel behoben — ein einfa<h überwältigendes Material! Dex Beweis war erbraht aus den Rechnungsbelegen und Briefſchaſten der Gasanſtalt hier: Der

Schreiber der kriegsverräteriſchen Mitteilung an denthm wohl

perſönli bekannten Kollegen in Paris wax kein anderer als Emile Dupont — der Direktor dex hieſigen Gasanſtalt!

Einen Augenbli> ſtand Denhardt unbeweglih. Die

menſchliche Seite der Angelegenheit kam ihm zum Bewußtſein. Immerhin — das Geſchi>, das dur ſein Zutun über

einen Schuldigen vernichtend hereinbra<, es traf einen Mann, mit dem ex ein paar Wochen lang unter einem Dach

gelebt hatte.

| Abex mit einex entſ<loſſenen Bewegung [ritt der Kriegsgerichtsrat dann mit dem Aktenbündel zum

iſch, entnahm ihm die belaſtenden S<hriftſtü>e und mahie_

ſich zum Ausgehen fertig. SS : Auf der Kommandantur angekommen, trat er beim Ad-

jutanten ein. Dieſer erhob ſih und fragte den Eintretenden:

Sturm nach einer Handgranatenſalve.

ſchieden ſhon einmal geſehen haben — und unlängſt erſt! Ih muß der Sache doh glei< mal nahzgehen.“ Er griff zum Telephon. : : „Da will ih Sie nit ſtören, © Doktor Ullrich ni>te dem Bekannten zu und verließ das Zimmer wieder.

_Drüben meldete ſi< die Kommandantux, und Denhardt rief in den Apparat: „Hier Kriegsgerihtsrat Denhardt. Sie haben doch, ſoviel ih weiß, drüben das Pariſer Adreß=bu<h? — — Schön, da ſhi>en Sie herüber!“

‘Ex hängte wieder ein. = | Ein paar Minuten ſpäter war der Band zur Stelle, und

Denhardt begann na<hzuſ<hlagen. treffende Seite — Rue Vernier. Geſpannt glitt er mit dem Finger- die Spalte hinab. Nummer 31 bis 33 — die Gasanſtalt von Paris! ; E

Er ſtußte. eine Gedankenverbindung. Ex ſprang auf und ſchritt zum

Regal an der Wand, entnahm ihm die Akte über die verdächtige Leihbibliothek, begann ſie ſ{Gnell zu durchblättern, und plôßlich entfuhr ihm ein lautes „Da !“. Er hatte, was er ſuchte. Zur größeren Sicherheit aber blätterte er weiter,

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es mir doch glei mal

Nun hatte er die be- |

Dann durhzu>te es ihn. Sofort kam ihm |

„Num, was bringen Beſonderes!“ - e Denhardt kam langſam näher.

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ſchriften?“ „D dente !“ 5 : — — „Nun, dann ſehen Sie ſih einmal das hier an, “Und legte den Zettel wie die. Briefſchaſten vor den Adjutanten hin.- Dieſer überflog ſie nur flüchtig und. rief ſofort: „Das iſt ja ein und dieſelbe Hand — gar fein Dwell ‘Dex Kriegsgerihtsrat ni>te ernſt vor O „Ich wußte es, aber es iſt mix Doh eine Erleichterung, daß auh Sie das ſofort ſagten. Denn es geht hier um Hals nd Kragen.“

„Das will ih meinen! — Wer iſt denn der Schreiber?“ „Dex Gasanſtaltsdirektor Dupont.“ „Was — Jhr Hauswirt?“ : Ein betroffenes Shweigen. Dann aber zu>te der A! jutant die Achſeln. - : S „Es kann alles nichts helfen, es geht hier um Wo Wehe unſeres Vaterlandes. Der Mann hat es fi zuzuſchreiben.“ =

- : =

„Sie verſtehen ſi< ja wohl auh ein bißchen auf Hand-

Sie uns? Jhre Miene verrät etwas