Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

(Fortſezung.)

Die Deutſchen ſezten ihr Landungsunternehmen auf Öſfel mit dem beſten Erfolg fort; bis zum Abend des 14. Oftobexrs hatten ſie ſhon die Hauptſtadt der Jnſel in ihren Beſitz gebraht. Welche Schwierigkeiten die Angreifer bei der Durhführung ihres Vorhabens überwinden mußten, ergibt ſih, wenn man bedenft, daß zur Beförderung eines Bataillons 2650 Tonnen, für eine Shwa=, _dron 1700 und für eine fahrende Batterie 1850 Tonnen Schiffsraum exrforderlih ſind. Eine Jnfanteriemunitionsfolonne benötigt 1525, eine Artilleriemunitionsfolonne 1600 Tonnen. Dabei iſt no< zu berüfſihtigen, daß für Maſchinen, Kohlen und ähnliches 40 Prozent des Tonnengehalts der Schiffe abgerehnet werden müſſen, für die Trup-= pen alſo nur 60 Prozent des Tonnenge=haltes übrig bleiben. Zur Unterbringung der auf Öſel zu landenden Mannſchaften, Pferde, Munition und des Mundvorrats wurden niht weniger als ſiebzehn große Dampfer zwiſhen 6000 und 11 000 Tonnen gebrauht. Die geſamte *Transport=und Kriegsflotte der Deutſchen, die an dem Unternehmen teilnahm, beſtand aus 300 Fahrzeugen, denen ſhon auf der Reiſe große Gefahren drohten, denn faſt das ganze in Frage fommende Seegebiet war ein einziges großes Minenfeld. Die Feinde hatten * Unmengen von Minen planlos ausgelegt, wodur< das Vordringen äußerſt erſ<wert, zugleih aber au< die Bewegungsfreiheit der Ruſſen ſtark einge]<ränkt wurde. Kleine. flahgehende Minenfeger der Deutſhen mußten erſt, au< na<hts, einen ſiheren Weg dur< das minenvexrſeuhte Gebiet ſ<haffen. Der freigemahten Fahrlinie entlang legten ſi dann U-Boote, die mit vorſihtig gegen das Land abgeblendeten Lichtern den naGfolgenden Kampf- und Transportſchiſſfen die Richtung ‘angaben und ihnen ſo die un-

Phot, Verl, Zlluſtrat,-Geſ, m. b, H.

Generalleutnant v. Eſtorff,

der Führer der ſiegreihen deutſchen

Truppen, die die Fnſel Moon im Rigaiſchen Meerbuſen einnahmen,

gefährdete Annäherung an die Inſel ermöglihten. Als der Feind das Feuer eröffnete, war er ſhon im Shußberei der deutſhen Großfampſſchiffe, unter deren Shußz die Landungsarbeiten ſicher verliefen (ſiehe die Bilder Seite 371). :

Trotz aller Umſicht, mit der die Vorbereitungen für die Aus\chiffung getroffen worden waren, nahm dieſe doh ziemli<h viel Zeit in Anſpru<, ſo daß den auf der Jnſel ungeſtüm vorgehenden Truppen niht einmal die Feldfüchen [nell genug nahgeführt werden fonnten. Von den ſie ſreundlih empfan=genden eſtniſhen und \<wediſ<hen Bauern, die die 2600 Quadratkilometer große Jnſel bewohnen, erhielten die Kämpfer aber die nötigen Nahrungsmittel ſowie au<h Pferde und Wagen zur Beförderung der Torniſter und Geräte, wodur< ein raſhes Verfolgen des Feindes gewährleiſtet wurde.

Als die Deutſchen Arensburg erreiht hatten, war die Hauptſtreitmaht der Ruſſen in zwei Teile geſchieden; der eine wurde na< Süden, der andere na<h Norden abgedrängt. So bildeten ſih zwei Hauptiampfſhaupläße: im Nordoſten der Brü>enkopf von Orriſar, im Süden die Halbinſel Sworbe. Letterer war nach zahlreichen Gefechten mit den Deutſchen der größere Teil der Ruſſen zugeſtrömt, weil es ihm niht gelungen war, den Weg nach Orriſar ſreizuhalten. Nach dort, wo nun der Üeinere Teil der ruſſiſhenStreitkräfte den Kampf aufnahm, hatte ſih die ganze Beſaßung der Jnſel dur<ſ<hlagen wollen, um den Steindamm, der Öſel mit Moon verbindet, zu erreihen und über die Inſel Moon das Feſtland zu gewinnen.

Den wichtigen Punkt, wo der Steindamm beginnt, hatten deutſ<he Radfahrertruppen ſhon ſehr bald nah der Landung beſet. Ruſſiſhe Abteilungen, die dauernd Ver-