Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

- Damit einen neuen

370 Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

ſtärkungen erhielten, brachten dieſe Vortruppen in \<were Bedrängnis. Die Deutſchen wehrten ſih water, bis auch ſie Zuzug bekamen, worauf ſi<h in der Naht zum 16. Oktober bei Peude ein Gefecht entwi>elte, in das auf ruſſiſcher Seite fünf 28-cm-Langrohrgeſhüße von der Halbinſel Woi auf Moon aus eingriffen, während den Deutſhen von ihren in die Kaſſar Wiek vorgeſtoßenen Kriegſciffen Hilfe wurde. Nachmittags gegen halb fünf Uhr mußten ſich die Ruſſen ergeben. Außer ihrem Führer, dem General Jwanow, und ſeinem Stabschef, General Kolbe, gerieten no< 2 Generale, 38 Oberſten und 60 andere Offiziere mit 5000 Mann in Gefangenſchaft. Unter der Beute der Deutſchen befanden ſih 14 Feldgeſhüße, ein mähtiger Wagenpark und 30 000 Rubel Geld.

Bis zum 16. Oktober wurde au< der Widerſtand der größeren ruſſiſchen Streitmaht auf der langen, [<malen Halbinſel Sworbe im Süden Öſels nah zum Teil re<t hartnä>igen Kämpfen gebrochen. Die Zahl der Gefangenen erhöhte ſi<h bedeutend. Die {weren Landbatterien, zu denen vier engliſche 30,4-cm-Geſhüße allerneueſter Bauart gehörten, wurden mit reihlihen Munitionsvorräten von den Deutſchen erbeutet. Die Jnſel Öſel, auf der 65 000 Einwohner lebten, war am 16. Oktober vollſtändig im Beſißz der Angreifer. General v. Kathen, der ſiegreïihe Führer der deutſchen Landungstruppen auf Öſel (ſiehe Bild Seite 259), hatte

deten ihre erſten Abteilungen. Unter dem Befehl des Generalleutnants v. Eſtorff (ſiehe Bild Seite 369) ſammelten ſih die Deutſchen, die auh an einer zweiten Stelle Fuß gefaßt hatten. Eſtorff eroberte zunächſt den Ort Moon, teilte dort ſeine Truppen in zwei Kolonnen und ſäuberte dann die ganze Inſel vom Feinde, wobei viel Kriegsgerät in die Hände der Sieger fiel. Auf der Woihalbinſel wurden mehrere Batterien erbeutet, außerdem fünf unverſehrte Flugabwehrgeſhüße. Jn der Gegend von Tupperum wurden rund 700 Ruſſen gefangen und 27 Maſchinengewehre erobert. Deutſchen Radfahrerabteilungen, die die ganze Inſel durchſuchten, hatten ſi<h 60 Offiziere und über 5000

| Mann ergeben, darunter ein Brigadegeneral.

Mittlerweile - ergriffen die Deutſhen auh von den Inſeln Runs und Abro in kühner Weiſe Beſiß. Ein Leutnant ſtieg mit ſe<zehn Mann auf die Shwimmer deutſher Seeflugzeuge und flog ſo nah den Înſeln hinüber, deren Beſaßungen keine Schwierigkeiten machten. Auf Abro konnten die Deutſchen ſofort eine Funkenſtation zur Nachrichtenübermittlung verwenden. i

Nun galt es no<, die Inſel Dagò zu nehmen, wo ſhon zu Beginn der Operation gegen Öſel deutſhe Truppen erſchienen waren, um die Ruſſen über die Abſichten der deutſchen Führung zu täuſhen. Die Abteilung wurde ſehr bald wieder zurü>kgenommen, und am 14. Ofktobex landeten

: neue Mannſchaf=

großen Erfolg ſei=nen früheren, auf den verſchiedenen Kriegſchaupläßen erzielten ange=reiht. Die ruſſiſhe Flotte hatte au< jeßt wieder eine auffallende Untä= tigkeit an den Tag gelegt. Sie verfügte über gute Schiffe, darunter neun Linienſchiffe mit 90,5-cm=-Ge= ſhüßen und neun

Panzerkreuzer, von denen vier erſt während des Krieges vom Stapel gelaſſene mit je Zwölf 35,6-cm-Geſ<hüßen beſtüdt Waren. Um De | ruſſiſhe Flotte zum Kampf zu zwingen und ſie aus dem Moonſund zu vertreiben, lief in der Naht zum 17. Oktober ein deutſhes Kampfgeſhwader in den Rigaiſchen Meerbuſen ein. Der Moonſund wurde gleichzeitig au< von Norden her angegriffen, wo die Deutſchen mit ihren Torpedobooten ſhon am 14. Oktober die Dur<hfahrt dur< den Sölaſund zwiſchen Öſel und Dagd in die Kaſſar Wiek erzwungen hatten.

Bei Tagesanbru<h gewannen hier und vom Süden her

die deutſhen Seeſtreitkräfte mit dem Feinde Fühlung. Die Ruſſen führten zunähſt mit ihren leihten Kampfeinheiten und aht Tauchbooten Angriffe auf die großen

deutſhen Schiffe aus. Als dies erfolalos blieb, ließen ſie |

die zwei Großkampfſchiffe „Graſetdanin“ und „Slawa“, und neben zwei anderen großen Kreuzern auh den großen Kreuzer „Bajan“ an dem Gefecht teilnehmen. Die Vor-

_hut der deutſchen Torpedoboote zog ſih vor dem Feuer

der ruſſiſhen Großkampfſciffe auf die heranrü>ende Haupt-

macht zurü> Und ſete dann mit dieſer zuſammen den

Kampf fort, in deſſen Verlauf die „Slawa®“ in Brand geéſchoſſen wurde, worauf ſie kampfunfähig im Moonſund umhertrieb. Eine Nacht hindur<h wütete das Feuer auf dem Schiffe, das dann in der Nähe der Jnfel Schildau

ſank. Gemeinſchaftlih mit bombenwerfenden Seeſlugzeugen

(ſi-he Bild Seite 369) trieb das deutſche Geſchwader Die

_ruſſiſhen Krieaſchiffe in die Flucht. | Nach den für ſie glü>i< verlaufenen Seegefe hten am

17. Oftober leiteten die Deutſchen in der Naht zum 18. den Angriff auf Moon ein. Südlih von St. Johann lan--

Ein abgeſchoſſenes ruſſiſches Flugzeug wird an der Küſte Kurlands eingebract,

ten. Die ſchwachen deutſhen StreitÉräfte arbeiteten ſih tapfer vor, gingen dann aber vor ſtark überlegenen ruſſiſchen Truppen ebenfalls wicder auf die Schiffe zZurü>. Vom 19. bis zum 21. Vitober exfolgte die endgültige Beſe zung der Inſel durch eine ſtärkere deutſche Abteilung, die no< 1200 Ruſſen gefan= gen einbrachte. Die ÜUeine Înſel Schil__ dauzwiſhen Moon und dem Feſtland nahmen die Deut=[hen den Ruſſen am 21. Oftober —— au noO ab. In neun Tagen war die Unternehmung gegen die Jnſelgruppe zum Abſchluß gelangt. Die geſamte Beute betrug 20 130 Gefangene, über 100 Geſhüße, davon 47 ſ<were Schiffsgeſhüße, einige Revolverkanonen, 150 Maſchinen=

_gewehxre und Minenwerfer, über 1200 Fahrzeuge, 30 Kraft=

wagen, gegen 2000 Pferde, 10 Flugzeuge, 8 Staatskaſſen mit 365 000 Rubeln, große Vorräte an Verpflegungsmitteln und vieles andere Kriegsgerät, insbeſondere große Munitionsbeſtände. :

Weitere Einzelheiten über die Beſeßung der Inſelgruppe

finden unſere Leſex auf Seite 382, in dem aus fa<hmänniſher Fedex ſtammenden Artikel: „Die Eroberung von Öſel“. —

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Die Jétaliener hatten na< ihrem Mißerfolg in der elften Jſonzoſhlaht einen neuen Hilferuf an ihre Verbündeten gerihtet. Eine Diviſion nah der anderen fam aus dem Weſten. an den Jſonzo, und unter unſäglichen Mühen wurden ſ{<were Batterien in Moſſen auf der

| Hochfläche von Bainſizza—Heiligengeiſt, wo Cadorna ſeine _Hauptkräfte zuſammenzog, eingebaut und alles zu einer neuen Offenſive bereitge ſtellt, die die größte werden ſollte,

die von den JZtalienern bisher eingeleitet worden war. Da kam plöglih eine gewiſſe Sto>ung und Unſicherheit

“in die Vorbereitungen. Es war den Ftalienern niht ver-

borgen geblieben, daß von Norden her Züge heranrollten, in denen Truppen mit den bekannten deutſchen Stahlhelmen

befördert wurden. Wie ein großer Strom zog es von Norden