Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

56 Illuſtrierte Geſhihte des Weltkrieges 1914/17.

Unrat aus der Truppe auszukehren ſuchte, kam, was zu erwarten war: all die unſauberen Elemente im Heer, deren Anmaßung und Ruhmredigkeit ihrer Läſſigkeit und Unfähigkeit die Wage hielt, zuſamt ihren großmäuligen und ränkeſüchtigen Schildknappen in der Volksvertretung, verſhworen ſi<h no< einmal im geheimen zu jenem Aufſtand vom 27. Auguſt 1909, der den Auszug dex Offiziere na< Goudos, den Sturz des Miniſteriums Rhallis und die Abſeßung des Kronprinzen von ſeinem Oberbefehl über die Armee zur Folge hatte. Der Offiziersbund rief Venizelos na< Athen zur Beratſhlagung, was getan werden ſolle, um ſeinen Willen dur<zuſeßen. Der Vertrauens=mann, einer der großſpre heriſhen Kreter, vor denen ſhon Apoſtel Paulus warnte, empfahl die Ausſ<hreibung einer Nationalverſammlung, ein Voxrſhlag, in den König Georg na< Tangem Sträuben willigte, um damit einen verhängnisvollen, alsbald bereuten Schritt zu tun. Denn die Folge war die Abſezung des Kronprinzen vom Oberbefehl und der Auſſtieg Venizelos zum volfstümlihſten Mann in Griechenland. Abex ſehr bald folgte dex Rüfſtoß.

Die Offiziersliga brach an ihrer innexen Shwäche und Zerfahrenheit zuſammen und Konſtantin nahm ſeine halb

zerſtörte Arbeit am Wiederaufbau und an dex Ertüchtigung des Heeres beſonnen, nerviger Hand, flaren Bli>s auf, wie wenn nihts geſchehen ſei. Alsbald befeſtigte ſih ſeine Stellung derart, daß er ſi< mit Re<ht rühmen konnte, eine Art preußiſhes Verhältnis habe ſi<h zwiſhen ihm und den Truppen hergeſtellt, und daß ex nunmehr das wichtigſte Ziel, eine Verfaſſungsänderung, die die Wahl von Offizieren zu Abgeordneten unmögli<h machte, dur<hſegen fonnte. Damit hatte er einen Hauptſ<hlag gegen den inneren Feind ſiegreih geführt, und dieſem Erfolg \<loßÿ ſih bald ein glänzender Triumph na< außen an. Im Balkankrieg beſtand ſein Werk die Feuerprobe glänzend. Jett loderte die Begeiſterung des Volkes, das ihn ſo oft geſ<mäht hatte, in hellen Flammen überſhwenglih auf. Zu Tauſenden flatterten Bilder umher, auf denen dargeſtellt wurde, wie der Kronprinz, umgeben von einem glänzenden Stab, an die vermauerte Chryſoporta

Seeflugzeug der öſterreihiſ<-ungariſ<hen Kriegsmarine über Cetinje. Konſtantinopels, gebieteriſ< Einlaß begehrend, anflopfte,

Phot, x. 11, x, Kriegs8miniſterium, Wien.

um das griehiſ<he Kreuz auf der Hagia Sophia auſzu= rihten. und alle in Thrazien und Kleinaſien lebenden Volksgenoſſen von der türkiſhen Fremdherrſchaft zu befreien. Niemand mag wohl mehr ſole Übertreibungen belächelt haben wie dex alſo Gefeierte, den bei der Heim=fehr als Sieger eine neue Prüfung erwartete und dem die Krone im Trauexrflor entgegengetragen wurde: am 18. März fiel ſein Vater unter ruhloſer Mörderhand.

Es war, wie wenn die Trübe des Schi@ſals, in deſſen Dunkel Konſtantin die Regierung angetreten, niemals von ihm weihen ſollte. Venizelos ſtand, wie ein unheilbringen-

des Geſpenſt, bald ihm zur Seite, bald im Hintergrund,

gefährlihe Ränke \{<miedend. Man muß ihn und den König nebeneinander geſehen haben, um den abgrundtiefen Gegenſaß zwiſchen beiden ſhon dem Äußeren na< zu würdigen. Hier die herrſcherlihe Geſtalt, ſ{<lank und ſtraff aufragend wie eine Edeltanne , die ſreie Stirn, der belläugige Bli>, die adeligen Bewegungen, dort die Gnomenfigur mit gedrü>ter Stirn, mit ſtehendem, hinter doppelten Brillengläſern ſi<h verbergendem Bli>, gewöhnlihem Mund, hämiſhem Geſichtsausdru>, großen Händen an ſ<lenkernden Armen: das Bild des e<hten Thexrſites-= demagogen, der feinen Freund auf der Welt hat und Doh dur ſeine rabuliſtiſche Beredſamkeit und ſeine politiſchen Fechterkünſte die Maſſen mit ſi fortzureißen weiß. Ihm, dem Mann aus der griechiſhen Jnſelwelt, fehlte der Bli> für die feſtländiſhen Lebensgeſeße und Aufgaben Griechenlands. Darum vexfing er ſi< gänzlih in der Vorſtellung vom allein maßgeblichen Einfluß der das Mittelmeer beherrſchenden Mächte ; dieſem ſeinem Vorurteil blieb er în einer ganzen Laufbahn treu und in ſolcher Zwangsvor=-

ſtellung lieferte ex ſ<ließli< Thron und Staat, den er

ſchirmen ſollte, Scheinfreunden, in Wirklichkeit [{limmſten Feinden, wie ein Judas, der den Herrn verrät, aus.

Vier Könige, alles eigene Gefolgsleute, hat der Vierver=band ſhon um Thron und Land gebracht. Der fünfte, der griechiſche, iſt der erſte neutrale Fürſt, dex ihrer Raub-

gier und Gewiſſenloſigkeit zum Opfer fällt. Dex älteſte