Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Erfreulich ſ<hnell fanden ſi<h die Loïo=z motivbeamten Bayerns auf preußi=hen Maſchinen zure<t, und Uumgetehrt die Norddeutſhen auf bayri[hen Lokomotiven. Shwierig geſtaltete ſih der Fahrdienſt auf \ſranzöſihen, no< ſ<hlimmer die Arbeit auf den berüchtigten belgiſhen Maſchinen; aber die Dienſtpfliht wurde erfüllt, es wurde allen Hinderniſſen zum Troß gefahren, jeder Zug, mitunter ſreilih mit Verſpätung, an das befohlene Ziel gebracht.

Die deutſhen Lokführer wurden mit den fremden Maſchinen wie mit den Stre>ten bald vertraut, führten auh die D-Züge in den. beſeßten Gebieten ſo flink und ſiher wie „einſt * daheim“ zwei Jahre hindur<. Der Wintex 1916/17 aber mit der ſtrengen Kälte mahte den Dienſt auf der Ma=ſhine zur Qual und viele Lokführer frank. Opferwillig verzihtete mancher geſund gebliebene Maſchinenbeamte auf die Ruhepauſe, ſprang für den : erfrankten Kollegen ein und fuhr im neuen Dienſtturnus, bis Ablöſung mögli<h war. Man hat daheim keine Ahnung von den wad>eren Leiſtungen des deutſ<hen Fahrperſonales auf feindlihem Boden. SS Die große Kälte war für das Lofperſonal aber niht das Schlimmſte. Als ſie ſi<h bra, brachten die linden Lüfte die — Maikäfer auf die Schienen. Nit wirklißhe Mai=fäfer, verfrüht im März, ſondern feindlihe Flieger, die von den Maſchinenbeamten auf Fahrt „Maikäfer“ genannt und wegen ihrer Läſtigkeit niht wenig gehaßt werden. Stier kein Tag verging, ohne daß Züge im Lauf von ‘Fliegern beläſtigt oder verfolgt und angegrifſen wurden. Gern flogen feindlihe „Maikäfer“ mitunter mit raſh fahrenden Shnellzügen, ja ſogax mit D-Zügen, die eine

Geſchwindigkeit von 90 bis 100 Kilometern hatten, und ver=- |

ſuchten, dur< Bombenwürfe Entgleiſung herbeizuführen.

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17. i

Bulgariſcher Poſten an dex rumäniſchen Grenze. -

fäfer“ heruntergeholt; es famen aber immer wieder neue Flieger zur Stö= rung des Bahnverkehrs. _Selbſtverſtändlih ſahen die deutſchen Militär- und Eiſenbahnbehörden dieſen Fliegerbemühungen niht un=- tätig Zu; es wurden die Abwehrvor=-

und Jnſaſſen viele ſogenannte Flieger=-

unterſtände an und bei Bahnſtationen erbaut. —

Am Karfreïtag des Jahres 1917

- wax es einem bayriſhen Oberlokomos=-

— tivführer, dex den D-Zug von Ch.

mit einer ausgezei<net gebauten preu=-

ßiſhen Maſchine na< B. in Nord=-

_ frankreich fuhr, beſchieden, von einem

feindlihen Flieger verfolgt zu wer=-

6. April morgens ſieben Uhr auf bel=giſhem Boden prähtig, ſo gut, daß der Heizer (ein Hamburger) meinte, der Karfreitag habe ein „Maikäfer “= Wetter gebraht, es müſſe deshalb

| ſcharf aufgepaßt werden. Jn flotter Fahrt erreihte der D-Zug franzöſiſhen Boden und hatte von Ch. etwa 50 Kilometer zurüd>gelegt, als ein „Maikäfer“ heranflog

und auf den D-Zug Jagd machte. Da die nächſte große Station für Kreuzung und Waſſereinnahme, der Bahn=hof A., nur no< 3 Kilometer entfernt war, konnte dem Zug eine größere Geſhwindigkeit niht mehr gegeben werden. Der Lokführer mußte vielmehr darauf bedacht ſein, re<tzeitig das Fahrtempo zu mindern,“ da der D-Zug in A. zu halten, die Maſchine Waſſer zu faſſen hatte. Auf etwa 2 Kilometer Länge ließ aber der Lokführer des „Maiz

fäfers“ wegen.die Maſchine mit ungeminderter Geſhwindigkeit laufen, im Bewußtſein der erprobten Tatſache, daß die bewährte „Preußin“ ja doh re<tzeitig zum Stehen

gebraht werden fönne. i Der Ausgu> na< dem brummenden „Maikäfer“ wurde

Türkiſche Artillerie auf .dem Bormar\< in die Serethſtellungen. i —

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Vag für Tag wurden derlei „Mai- i

ſorgen vermehrt und für Zugbeamte

den. Das Wetter war an jenem

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