Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17. | -

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plöglih wonnig, der Flieger ſhwirrte ab, er ſchien die Verfolgung des D-Zuges aufgegeben zu haben. Ungehindert fuhr dex D-Zug in die große Kreuzungsſtation A. ein und hielt vorſhriftsgemäß vor dem Halt=ſignal. Die „Preußin“ wurde abgekuppelt und fuhr weit hinaus zum Waſſerkranen, um den Speiſungskeſſel ge= füllt zu bekommen. Dieſe Fahrt führte am Fliegerunterſtand vorüber, deſſen Anbli> Anlaß zur Frage gab, warum wohl der „Maikäfer“ abgeſ<hwirrt ſei, auf die Verfolgung des D-Zuges verzichtet habe. Beantworten Tonnte die

ſelbſtgeſtellte Frage weder der Lokführer no< der Heizer.

Die übliche Arbeit wurde begonnen, der “Heizer ſtieg auf den Tender, der Lokführer drehte ihm den Waſſerfranen zu, brauſend ergoß ſi das für die Maſchine zur Weiterfahrt ſo koſtbare Naß in den Speiſungskeſſel. Plöß= li heulten die Alarmſirenen; ſie kündeten das Nahen feind=z licher Flieger, mahnten : ; i

beim Angriff auf den Bahnhof A. heruntergeholt worden waren. Eine Verfolgung dieſes D-Zuges fand niht ſtatt, die Fliegergefangenen wurden in H. prompt abgeliefert.

Admiral Souchon.

Von Franz Carl Endres. (Hierzu das untenſtehende Bild.)

Der Ahnherr der Familie, Abram Souchon, war Franzoſe und ſtarb 1623 în Rivière (Languedoc). + Der Vater des Admirals lebte als Porträtmaler in Leipzig zu der Zeit, in der Wilhelm Anton Theodor, der berühmte und in der ganzen Türkei verehrte und bewunderte deutſche Seeheld, am 2. Juni 1864 geboren wurde.

Nach Beſuch des humaniſtiſchen Gymnaſiums in Weimar wählte Souchon die Laufbahn des Seeoffiziers, wurde

- 1881 Seefadett, 1882

zur Flucht in die Unterſtände. Was Beine hatte, lief dem Unterſhlupf zu.

Das Lofpexrſonal wollte ſeine Pflicht erfüllen; der Waſſerkranwurde zugedreht, auf der Maſchine der Waſſerſtand ſowie die noch offenen Jnjeftoren geſhloſſen.

Im Abſteigen von der „Preußin“ ſahen Führer und Heizer das Heranſchwirren eines Fliegergeſ<hwaders in ſo geringer Höhe, daß die Abſit : Vernichtung des Bahnhofes und der ſtehenden Züge leiht zu erraten war.

Abex ſchon feuerten

_die deutſhen Abwehrgeſ<hüße und Maſchinengewehre. Das Lofkperſonal lief dem Unterſtand zu. Einex der „Maikäfer“ gautelte auf die „Preußin“ zu und ließ eine Bombe fallen. Dex „Maiz Täfer“ fam niht mehr Dazu, der Maſchine eine zweite Bombe zu widmen. Im Untexſtand war, da alle D-Zuginſaſſen darin Zuſlucht gefun- den hatten, für das Lofz

_pexſonal fein Plaß, ein ſ<hüßgend Dach wax au< niht mehr nötig, denn der Fliegerlärm verſtummte. e __ Der „rieſige Erfolg“ des Fliegerangriſſes be- SS : ſtand darin, daß der Lokführer von einem Sprengſplitter unbedeutend an der Stirne gerißt war, und der Heizer etlihe Löcher in der Hoſe (Wadengegend) hatte. Die braven Eiſenbahner ſprangen nun zur „Preußin“, die ſie dur< Abfahrt aus dem Bahnhofe retten wollten, falls die Flieger den Angriff auf die ihnen „mißliebige“ Maſchine “erneuern würden. SS SS / L

„Gut“ gemeint war die Bombe, \<le<t hatte ſie getroſſen, ſie war außerſtande, eine ſolid gebaute preußiſche

Lokomotive dienſtunfähig zu magen. Das Lofkperſonal

machte die Maſchine fahrbereit. / _Und da kam auch ſchon der Stationsvorſteher, ruhig im

Dienſt wie irnmer, und ſagte: „Macht, daß ihr weiter

tommt!“ Mit Verſpätung allerdings, aber völlig fahrfähig verließ der D-Zug die große Station A. Dem LoËperſonal wurde der nächſte Tag behufs. Erholung von dex

Auſregung dienſtſrei gegeben. Mit der „Preußin“ wurde

am zweitnächſten Tage ein D-Zug von Ch. zur deutſchen

Grenze (H.) gefahren, in dem ſi<h mehrere engliſche Flieger

als Gefangene befanden, die, wie es hieß,

Exzellenz Souchon-Paſcha, der Chef der türkiſchen Flotte, Ritter des Ordens Pour le Mérite.

Nach einer Originalzeihnung von Leutnant der Seewehr Wendrich, kommandiert na< s : der Türkei,

ſofort vor die ſ<wierigſten Aufgaben. _meerdiviſion waren in den erſten Auguſttagen des Jahres vor Éurzem |

Fähnrih zur See und na einer Ausbiloungsreiſe auf der „Leipzig“, die ihn na< Oſtaſien führte, im Jahre 1884 Leutnant zur See. Die vorzüglichen Beförderungsverhältniſſe bei der Marine ließen ihn ſhon 1887 Oberleutnant und 1894 Kapitänleutnant (= Hauptmann der Landarmee) werden. Als Oberleutnant erhielt Souchon die Feuertaufe auſ S. M. S. „Adler® am 18. Dezember 1888 im Gefe<ht von Apia. Auf einer ſehr großen Zahl von Schiffen (19!) tat Souchon Dienſt und lernte die auſtraliſhen und mittelamerikaniſhen Gewäſſer kennen, bis er i896 als Frucht ſeiner Studien auf der Marineakademie das Kommando als Admiralſtabsoffizier (= Generalſtabsoffizier der Landarmee) beim Oberkommando der Marine erhielt. Nach ver? ſchiedenen Dienſtleiſtun_gen beim Admiralſtab der Marine und beim Reihsmarineamt war er wäh=rend des ruſſiſ<-japani= ſchen Krieges Cheſ. Des - Admiralſtabs des oſtaſiatiſhen Kreuzergeſ<waders. 1901 wurde er Korvettenktapitän (Major), 1905 Fregattenkapitän (Oberſtleutnant), 1906 Kapitän zur See (be

Die Jahre 1906 bis 1911 ſind ausgefüllt mit ſeiner Tätigkeit zunächſt im Reichsmarineamkt (1906—1907), dann als Kommandant des Linienſchifſes „Wettin“ (1907—1909) und als Chef des Stabs der Oſtſeeſiation (1909—1912). Im Jahre 1911 wurde er Konteradmiral (Generalmajor) ind leiſtete 1912—1913 Dienſt als zweiter Admiral des zweiten Geſ<waders.

Souchon iſt ſeit dem 283. Januar 1900 mit Elſa Daneel verheiratet, die ihm am 5. Februar 1901 eine Tochter, Claire Marguerite, und am 22. November 1904 einen Sohn, Fred Bismar>, ſchenkte. :

Das Jahr 1913 rief ihn auf einen ſelbſtändigen Poſten als Führer der aus dem Panzerkreuzer „Goeben“ und den Éleinen Kreuzern „Dresden“, „Breslau“ und „Geyer“ und einem Kanonenboot beſtehenden Mittelmeerdiviſion. In dieſer Eigenſchaft traf ihn auh der Krieg und ſtellte ihn Von der Mittel-

1914 nur noh „Goeben“ und „Breslau“ zur Verfügung.