Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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__ Muſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Sprengungen hatten aber doh niht Den erhofften Schaden |

an den deutſchen Stellungen verurſacht, ſo daß die Sturm=-

truppen der Feinde nur wenig vordringen konnten und | ſehr bald in ſ<hwere Nahkämpfe mit Bayern und Garde

gerieten, die den Angreifern außerordentlihe Verluſte zufügten. e

feuer eingeleitet worden war. Bei j Roeux unternahmen ſie heftige Stürme, doch litten ſie

unter dem deutſhen Abwehrfeuer ſo ſehr, daß dieſe Unter“ ſtühung der Flandernſhla<t unwirkſam blieb.“ Die Eng- | länder wurden nah jedem Vorſtoß mit blutigen Köpfen |

heimgeſchi>t.

Der Feind konnte ſich trog aller Opfer den Weg dur<

die deutſhen Linien niht bahnen. Erſt nah unſäglihen Mühen gelang es ihm, zwiſhen Wytſchaete und Meſſines die |<hwacen deutſchen Sicherungstruppen zurü>zudrängen

Und dadurch beide Orte, -die der Feind [Jelb|t als völlig von |

der Erdoberſlähe verſhwunden bekommen. Was ſie dann darüber hinaus na< Oſten noh gewannen, nahmen ihnen die Garde und Bayern in einem kühnen Gegenſtoß, der dieſe bis an den Oſtrand von Meſſines führte, wieder ab (ſiehe Bild Seite 68/69). An der Douve famen die Engländer ebenfalls nur unbedeutend vor= wärts. Wöhrend ſo deutſche Sicherungs- und Gegenſtoßtrup-= pen- in dem Wirrwarr der Trüms= mex von Oriſchaſten und Gehölzen in Hiße, Qualm und Rauh den feindlichen Anſturm auſhielten, hatten die deutſhen Hauptſtreit= Éräfte Zeit, den Reſt der auf die Dauer faum zu haltenden Wyt= ſhaetefront abzubauen und ſi auf der Sehne des Wytſchaetebogens in einer Linie feſtzuſeßen, die ſih ungefähr ein Kilometer nordweſtli<h von Hollebeke am Kanal anlehnte und in ſüdlicher Richtung, |[<wa<h na< Weſten abbiegend, ein Kilometer öſtlich von Meſſines und der Douve im Ploegſteertwalde mit den alten deutſchen Linien wieder zuſam= menlief. Der deutſche Verteidi= gungsgürtel war ſomit dur< den leichten taftiſhen Fortſchritt DEV Engländer ein wenig zurü>gedrü>t worden, aber voller Zuverſicht hielten die deutſhen Streitz fräfte in den neuen Ünien aus. -

Die große Schlacht begann nun zu verebben. Die in den Kampf geworfenen elf engliſhen Diviſionen lagen zu einem großen Teile zerſhmettert in und vor den deutſchen Linien und hatten außer zer=ſhoſſenen und zertrümmerten ehemaligen deutſ<hen Gräben nihts gewonnen. - ; | /

bezeihnete, in Beſiz Zu

Südlich von Lille war in dieſen Tagen beſonders ſcharf gekämpft worden, ſollte doh der dort unternommene feind=- | lihe Angriff zur Unterſtüzung der Flandernſhla<t dienen“

und die Eroberung von Lille dur gleichzeitige Umſaſſung von Süden her mit herbeiführen. Jm ſüdlichen Kampfabſ<nitt wirkte der Lensbogen, dèr infolge der Aushöhlungsarbeit der Feinde nördli<h und ſüdlih von Lens zu einer

Art von vorgeſhobenem Bollwerk geworden war, flan- |

kierend auf die ſeindlihen Reihen, die zwiſchen Fresnoy und Roeux mehrmals vorgingen. Die Engländer drangen ge=legentlih in die vorderſten Stellungen der Deutſchen ein, mußten aber Gegenſtößen regelmäßig E und ließen dabei Gefangene, darunter au< Portugieſen (ſiehe Bild Seite 72 oben), in der Hand der Deutſchen zurü>. Zwiſchen dem Souchezba<h und Méricourt führten die Feinde am 9. Juni von zwei Uhr morgens ab Stürme aus, die meiſt {hon im Abwehrfeuer zuſammenbracen. Im allgemeinen ergab ſi< an dieſem Tage eine Kampfpauſe, die auh am

Gleichzeitig waren die Feinde au< im Artois wieder zum Angriff übergegangen, der mit ſtärkſtem Artillexie= | Sullu<, Liévin und

Oberſt Frhr. Nrartin v. Olders ſtabs eines Generaloberfommandos der Weſtfront, wurde mié dem Drden Pour le Mérite ausgezeichnet,

reihung ihres Kampfzieles zu verwenden.

10. Juni anhielt und nur von Erkundungsunternehmungen

unterbrohen wurde. f | ___ Stärkſtes Feuer an der ganzen flandriſhen Front Éündete in den nähſten Tagen an, daß der Feind ſeine

_ Abſichten no niht aufgegeben hatte, und ſhon am 12. Juni | waren Hollebeke, der Raum öſtliG von Meſſines und | Warneton wieder die Hauptzielpunfte der engliſhen Jn-

fanteriewellen. Dieſe wurden von dem deutſchen Sperr=

_feuer häufig ſhon am Verlaſſen der Gräben verhindert, wo ſie aus dieſen aber herausfamen, brachen ſie untex den Geſchoſſen der deutſhen Maſchinengewehre und Infanterie zuſammen:

Tags zuvor wollten ſtarke engliſhe Reiter= maſſen weſilih von Meſſines überraſhend gegen die deut=

| ſhen Stellungen vorſtoßen. Ein beſſeres Ziel in dem von _Granattrichtern- zerriſſenen und mit Reſten von Draht= verhauen überſäten Gelände fonnte [ih

| inte ſih die Artillerie und die Bedienung der Maſchinengewehre gar niht wünſchen.

Es währte deshalb auh niht lange, bis die ſtolzen Reiter=[ſharen verni<htet am Boden lagen; nur unweſentliche

Trümmer von ihnen konnten ſih wieder in Sicherheit - E : Troß der unerhörten Maſſen=opfer, die namentlih Auſtralier und Kanadier wieder bringen mußten, ſo beſonders auh am 16. Juni in dem vergeblichen Anſturm bei Croiſilles und Monchy, wollten die Engländer die Kämpfe in Flandern und im Artois niht aufgeben, weil ſie immer no< hofften, die Deutſchen von der Küſte abdrängen zu können. Die Nordflanke des deutſhen Heeres ſollte aber auh von der Seeſeite her erſhüttert werden. Deshalb mehrte ſi<h bis Mitte Juni die Zahl der Vorſtöße, die die Engländer von der See aus ‘gegen die flandriſhe Küſte rihteten (ſiehe die Bilder Seite 67), und ſolcher, die von den Deutſchen gegen die engliſhen Seeſtreitkräfte und die engliſhen Küſten vorgetragen wurDen. — E Während ſi< die Engländer _ [hon wieder zu einem neuen großen Angriff vorbereiteten, hatten die Franzoſen bis Mitte Juni no< niht vermo<t, abermals einen Maſſenangriff zu unter= nehmen. Zu einem ſolchen fehlte ihnen, abgeſehen von ihren Ver= luſten, au< aus dem Grunde die Kraft, weil ſie ihre Stellungen weſenlih na< Norden ausdehnen mußten. Die Engländer über=: _____ Teßen ihren Verbündeten einen weiteren Teil dex Front, um die eigenen Truppen zum Ausgleih der in Flandern erlittenen Verluſte und ZUL GE : - Nun hatten aber die Franzoſen, die it der Aisneſchlaht zwei Drittel ihres Heeres einſeßten, no< weit größere Verluſte gehabt als die Engländer, und da ſie ſowieſo ſhon die Lücken niht ſo raſh auffüllen Tonnten, wie die Verluſte eintraten, mußten ſie allmählih dazu übergehen, einen Teil ihrer Linien ſchwächer zu beſeßen. Dadurch bekamen die Mannſchaften ſtrengeren Dienſt, der bei ihnen das Ruhebedürfnis erhöhte. Dieſes zu befriedigen ließen die Deut-

hauſen, Chef des General-

[hen niht zu, die ſtändig bemüht blieben, ihre Stellungen

zu verbeſſern und den Feind zu beunruhigen. Dabei gelang es am 8. Juni weſtpreußiſhen Regimentern, am Winterberg bei Craonne in die franzöſiſchen Linien einzubrechen, 15 Maſchinengewehre zu erbeuten und 150 Ge=fangene zu machen. Am Weſthang des Berges WULrden den Franzoſen einige Gräben genommen; Gegenangriffe blieben erfolglos. B2i Braye glü>te an demſelben Tage niederſ<leſiſ<en Regimentern ein Einfall in die franzöſiſche Linie, bei dem ebenfalls 15 Maſchinengewehre erbeutet und 100 Franzoſen gefangen wurden (ſiehe Bild Seite 73). Dieſe Überfälle brahten au< reihe Aufſchlüſſe