Die Physiognomie des Menschen

herztere mit glattem, langem Haar, ebenso Plinius. Hippokrates schreibt in seinem Buch „Vom Bau des Menschen“, krause Haare seien ein Zeichen von Hitze des Kopfes, und nach Avicenna sind krause Haare wie gebranntes Leder, in der Hitze des Feuers biegen und krümmen sich die Haare, die Furchtsamkeit kommt von dem Zerfließen des Geistes. Nach der Ansicht von Aristoteles und Galen können die Haare auf zweifache Weise krumm werden, einmal durh Hitze und Trockenheit, dann aber auch, weil die Hautporen, aus denen sie wachsen, gewunden sind, und wie diese sind dann auch die aus ihnen wachsenden Haare. Ferner kann es auch von der Schwäche der Dämpfe oder der Härte der Haut kommen: dann sind die Haare so shwadh, daß sie sich nicht tragen können, sondern zusammenrollen wie ein Faden, der durch ein enges Loch gezogen ist. Solche Haare ergrauen erst spät. Aphrodiseus und Averroes leiten die Krausheit der Haare von der Trockenheit des Kopfes ab, die die Haare wie ein Feuer krümmt.

Die nur an der Spitze gekräuselten Haare:

Eine solche Beschaffenheit der Haare bezeichnet Aristoteles als die häufigste und gewöhnlichste. Während die starren und die krausen Haare Furchtsamkeit bezeichnen, sind die nur an der Spitze gekrümmten ein Merkmal des Mutes und denen der Löwen vergleichbar. Polemon und Adamantius halten diese mittlere Beschaffenheit der Haare für ein Zeichen einer sehr guten Natur und stellen daher einen geistreichen Menschen weder mit ganz krausen noch mit ganz starren Haaren dar. Dares aus Phrygien schreibt Achilles und Ajax, dem Telemonier, schöngekräuselte Haare zu und große Kühnheit dem Feind gegenüber. Auch Cimon hatte, wie Plutarch erzählt, gekräuselte Haare und war ein tüchtiger Mann. Augustus hatte nach Sueton leicht gekraustes Haar und war sehr gesittet, verständig, großmütig und freigebig.

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