Die Physiognomie des Menschen

Aufrecht stehende Haare:

Aristotelesschreibtinseinen „Physiognomonika“: Wer aufrecht stehende Haupthaare hat, ist furchtsam, denn in der Furcht sträuben sich die Haare. In den „Problemen“ sagt er, die Haare könnten sich auch vor Kälte aufrichten. Wenn sich die Wärme nach innen zurückzieht, wird das Fleisch kalt und zieht sich zusammen. Dadurch richten sich dann die Haare auf. Nach Alexander Aphrodisiensis”°) sträuben sich in Furcht und Schrecken die Haare, weil alle solhe Gemütsbewegungen den Leib erkälten. Die Erkältung verstopft die Hautlöcher, und durch die Zusammenziehung werden die Haare mit der Wurzel in die Haut gezogen und also aufgerichtet. Daher singt Virgil: „Schrecken lähmt ihm die Kehle, die Haare stehn ihm zu Berge.“ Nach Polemon und Adamantius kennzeichnen aufrechtstehende Haare einen bäurischen und törichten Menschen, der furchtsam, bösartig und verschlagen ist. Einen dummen Narren mit bäurischen Sitten stellen sie beide mit emporstarrenden Haaren dar. Hippokrates schreibt in dem Buch „Vom Bau des Menschen“: Gerade Haare entstehen aus der überflüssigen Feuchtigkeit des Kopfes.

Krause Haare:

Aristoteles sagt: Wer etwas krause Haare hat, ist furchtsam und gleicht den Aethiopiern. Krause Haare sind nach Polemon Zeichen eines furchtsamen und gehässigen, nach Adamantius eines furchtsamen und unzuverlässigen Menschen. Conciliator*) schreibt: Wer krause Haare hat, die der Fältelung des Pfefferkornes ähnlich sehen, zeigt sich furchtsam. (Welch vortrefflicher Vergleich der gekräuselten Haare mit dem Pfeffer!) Krause Haare bedeuten, wie Albertus meint, Furchtsamkeit, Hinterlist, Gewinnsucht und rauhes Wesen; letzteres ist nach meiner Ansicht falsch. Aristoteles berichtet in seinem Buch von den Tieren über zwei Löwenarten, eine träge und feige mit krausem Haar und eine be-

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Fig.11