Die Physiognomie des Menschen

nehmender Hitze und Trockenheit auch die schwarze Farbe zunähme. Außerdem müßte man sonst in der Jugend, wo die Hitze noch mäßig ist, grau werden. Ferner schreibt er im dritten Abschnitt seiner „Tiergeschichten“: Das Blut der Greise und Weiber ist dunkel, aber nicht etwa, weil es entzündet ist. Die Haare werden schwarz, wenn die Feuchtigkeit bei der Entstehung der Haare gleichsam veraltet, durch die Zeit verdirbt und wegen ihrer Menge dunkel wird.

Dunkle Haare:

Nach Averroes zeigt dunkelbraune Haarfarbe das Ueberwiegen der schwarzen Galle an, weswegen Leute mit solchen Haaren cholerisch und melancholisch sind. Nach Albertus deuten dichte, dunkle Haare auf einen ungestümen Sinn, ähnlich den Schweinen und wilden Ebern, auf Ungebärdigkeit und Wildheit. Der Phrygier Dares erzählt, Ajax der Telemonier habe schwärzliches Haar gehabt und sich selbst das Leben genommen; bei Aristoteles lesen wir, er sei sehr melancholisch gewesen.

Gerade, schwarze Haare:

Aristoteles stellt den mürrischen Menschen mit geraden, schwarzen Haaren dar. Polemon zitiert seine Worte und sagt: Gerade, schwarze Haare zeigen Hitze des Gehirns an, verbunden mit Melancholie. Gerade, schrwarze, dichte Haare:

Einem Schwelger eignet Aristoteles gerade, schwarze, dichte Haare zu. Polemon redet nur von geraden, dichten Haaren, das Wörtchen schwarz ist wohl fälschlich im Laufe der Zeit aus seinem Text entfernt worden. Diese Zeichen des Haares können auf eine vollblütige Natur mit viel melancholischer Feuchtigkeit bezogen werden, eine Mischung, die zu Geilheit führt.

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