Die Physiognomie des Menschen

Die Stirn, deren Runzeln sich in der Mitte nach unten biegen:

Solche Stirnen sind nach Rhases ein Zeichen der Zornmütigkeit. Das lehrt der tägliche Augenschein. Wer einem anderen zürnt und droht, legt seine Stirn in Falten, die sich in der Mitte nach unten durchbiegen. Albertus schreibt: Menschen, deren Stirn sich in der Mitte zusammenzieht und gleichsam faltig eingeschnürt wird, sind zornig.

Die Stirn, deren Runzeln sich nach oben ziehen:

Nach oben laufende Runzeln scheinen mir ein Zeichen der Verwunderung zu sein. Denn wenn wir uns über etwas wundern, pflegen wir die Stirn zu runzeln und mit den Augenbrauen nach oben zu ziehen.

Die entspannte Stirn:

Solche Stirnen haben nach Polemon und Adamantius sorglose Menschen. Conciliator sagt: Geglättete Stirnen kennzeichnen die Betrüger, wofür er als Beispiel die Bononier anführt. Sidonius Apollinaris schreibt an Faustus, solch eine entspannte Stirn habe Epikur gehabt, der lässig, ohne Störungen, angenehm und in Freuden lebte.

Die glatte Stirn:

Eine Stirn ohne Runzeln kennzeichnet nach Rhases einen zänkischen Menschen, den man wohl den Hunden vergleichen könnte, die glatte Stirnen haben. Die Glätte der Stirn läßt sich aus der Trokkenheit ableiten, unter der die Streitsüchtigen zu leiden haben, wie aus den Büchern der Ärzte zu sehen ist.

Die gerade, magere, mittelgroße Stirn, die weder rauh noch ganz glatt ist:

Eine solche Stirn hat nach Aristoteles die Mannhaftigkeit. Die entsprechende Stelle seines Textes ist von den Übersetzern meistens verfälscht worden,

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