Die Physiognomie des Menschen

Vorrede

Bisher war von den Methoden der Charakterdeutung die Rede. Wir wollen nun im einzelnen die bestimmten Merkmale des Körpers beschreiben. Wir möchten nicht verfehlen, bisweilen unter Zuhilfenahme der Philosophie die natürlichen Begründungen dieser Zeichen beizufügen, um auch denen gerecht zu werden, die unserer Wissenschaft skeptisch gegenüberstehen. Wir teilen den ganzen Körper nach dem Vorgang des Aristoteles in vier Abteilungen: Kopf, Hals, Brust und Gliedmaßen. Beim Kopf als edelstemTeil und Sitz der Sinne und der Seele werden wir beginnen. Hier sind Gesicht, Gehör, Geruch und Geschmac& auf engem Raum zusammengedrängt, und auch die Ahnungen der Menschen haben ihren Sitz im Haupt. Die Brust müssen wir entblößen, um sie sehen zu können, der Kopf ist stets sichtbar. In Platos Timaeus lesen wir, der Kopf sei der ganze Körper, nicht nur ein Bestandteil von ihm; alles andere sei nur sein Anhängsel. Platos Schüler sagten, Gott habe den Kopf rund gemacht wie die Welt und ihm den Kreislauf der Seele geschenkt, er sei der edelste und beste Teil, dem der ganze Leib untertan sein und gehorchen müsse. Nach Lactantius"?) wohnt der Verstand im höchsten Teil des Körpers, nämlich im Kopfe, wie in einer Burg, von wo aus er alles betrachten und wahrnehmen könne. Hippokrates wurde stets mit einem Hut auf dem Kopf abgebildet, zum Zeichen, wie sehr man diesen Körperteil pflegen und verwahren müsse als den Sitz der Seele und des Verstandes.

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