Die Physiognomie des Menschen

rufen wir aus: „Was für ein Kopf, und doch hat er keinen Verstand!“ Der Kaiser Vitellius hatte so einen riesigen Kopf, wie wir auf seinen Bildern sehen, und war sehr ungeschi&kt und unverständig.

Köpfe, die etwas größer sind als die Norm:

Aristoteles sagt in den „Physiognomonika“: Wer ein großesHaupt hat, istfeinfühlig und scharfsinnig wiedieHunde, die einen sehrfeinenSpürsinnhaben. Aristoteles erwähnt die Hunde des öfteren und nennt sie bald großmütig und edel, bald schmeichlerisch, zänkisc, anfahrend und mißgünstig, bald umherschweifend, töricht, spür- und jagdlustig. Daraus darf man nicht schließen, daß er sich selbst widerspreche oder seinen Schülern eine falsche, trügerische Lehre vortrage, sondern man denke daran, daß es verschiedene Hundearten gibt, die zu unterscheiden Aristoteles nicht für notwendig hielt, da sie uns von Haus aus bekannt und vertraut sind. Manche Hunde sind groß und stark, edel, kühn und scharfsinnig, spüren mit ihrem Geruchsinn leicht das Wild auf und werden Bracken genannt; manche können gut laufen, sind jagdlustig, wachsam und nützlich, bellen jeden an oder schmeicheln gern; sie alle haben verschiedene Gestalt und Art. Die Gestalt der Jagdhunde wird von Blondus und anderen folgendermaßen beschrieben: sie haben einen wohlgeformten Kopf, etwas größer als die Norm, ferner herabhängende Ohren usw. Daran wollte ich erinnern, damit sich niemand in Unkenntnis des Unterschiedes der verschiedenen Arten irreführen lasse. Kehren wir nun zu unserem Ausgangspunkt zurück. Nach Polemon ist ein Kopf, dessen Größe den Durchschnitt etwas überschreitet, ein Zeichen des sinnvollen und unfreigebigen Menschen. Aber der Text ist verfälscht und aus dem Adamantius so zu verbessern: Ein Kopf, etwas größer als der Durchschnitt, deutet auf Verstand, Tapferkeit und Hochherzigkeit, überschreitet er aber die Norm an Größe zu sehr, so zeigt er zwar Scharfsinn und Unfreigebigkeit an, aber keine männlichen Eigenschaften.

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Fig.7