Die Physiognomie des Menschen

Albertus zitiert folgende Stelle aus Loxus: Ein Haupt, das das mittlere Maß etwas an Größe überschreitet, bedeutet einen Zuwachs an Verstand, Tapferkeit und Großmut. Die Aegypter stellten den Anubis, der dem Merkur entsprechen soll, mit einem Hundekopf dar und deuteten damit an, kein Tier sei scharfsinniger als der Hund. Um ein Beispiel aus dem Vogelreic zu erwähnen, so haben die Papageien verhältnismäßig große Köpfe; daher lernen sie nicht nur sprechen, sondern auch nachsinnen. Galen meint in seiner Schrift von der „Aerztlichen Kunst“, es sei gewagt, über ein großes Haupt ein Urteil abzugeben. Die Größe sei nicht notwendig das Zeichen einer guten Konstitution: nur wenn sie durch die Stärke der angeborenen Kraft entstanden sei, die eine große Menge des besten Stoffes hervorbrachte, und wenn die äußere Gestalt und ihre Teile wohlbeschaffen und schön seien, also der Nacken kräftig, starkknodig, muskulös und gleichmäßig gebaut, die Augen scharfsihtig usw., sei sie ein gutes Zeichen. Und in seinem Buc „Von den gemeinen Krankheiten“ schreibt er: Wie eine breite Brust geeigneter ist, in großer Höhlung zwei edle Organe, Lunge und Herz, vor jedem Druk zu schützen, so enthalten ein großer Kopf und eine entsprechend große Wirbelsäule ein vortreffliches, leistungsfähiges Gehirn und Rückenmark. Diese Stelle wird von Avicenna zitiert. Johannes Alexandrinus sagt in seiner Auslegung des Hippokrates: Das Haupt erfordert eine große Weite, weil es die vielen Fähigkeiten des Verstandes und der Bewegungen in sich fassen muß. Wenn das Gehirn groß ist und den Massen des Kopfes entspricht, so ist die Wirkung der Wärme gut. Große Wirbelkörper und starke Brustknochen beweisen eine gute Kräftemischung und eine darauf beruhende Trefflichkeit des ganzen Körpers. Nach den marmornen Standbildern zu urteilen, ist der Kopf Platos im Verhältnis zum übrigen Körper ein wenig zu groß, wofür auch sein klarer und starker Verstand Zeugnis gibt.

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