Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

Sir alle Daseinsschmerzen bietet henter etwa 450 Milltonen

Menschen die beglückendste Lösung aller Lebensrätsel. Aber auch die Geschichte des Buddhismus zeigt uns in der Folgezeit, gleich aller menschlichen Bildungsgeschichte einen immer weiteren Ausbau zu straffer Geistigkeit. Buddhas Lehre wird logisirt und etisirt. Das Hinayäna, der südliche Palibuddhismus, welcher heute etwa 200 Millionen Bekenner umfaßt, blieb dem Hindumytos der klassischen Zeit auch heute noch nahe verwandt. Dagegen schritten fort zu einem unerbittlich logischem Systeme von scharfer Verstandesmäßiskeit der etwa 100 Millionen umfassende nördliche Sanskritbuddhismus und der östliche Amidobuddhismus, mit seinen 150 Millionen Bekennern. Ja, in einem freilich ganz kleinem modernen Kreise, im sogenarnnt Siamesischem Buddhismus auf Ceylon (vertreten zumal durch die von Angärika Dharmapäla 1891 in Colombo ge-

‚gründete Mahäbodhi Society) ist aus der Buddhamyte eine sanz

abendländisch anmutende agnostische Tiitelei geworden. Auch die kleineren Religionen Indiens, die der Jaina und der Sikh, jede etwa zwei Millionen Gläubige vereinend, zeigen zanz die selbe Entwicklung und wuchsen immer weiter zu nüchternen Werk- und Tugendsystemen guter Menschlichkeit. — Abermals 500 Jahre später erscheint auf der Erde der vorerst letzte in der Reihe der großen Geisteshelden. Die Frage nach der Geschichtlichkeit seines Lebens lassen wir. zunächst hier auf sich beruhen. Daß der christliche Mytos nichts Anderes ist als eine Spielart des um mindestens acht vorchristliche Jahrhunderte zurückliegenden Mytos vom leidenden, im dunklen Berge begrabenen, dann aber zur Weihnachtszeit, im Monat Nisarı auferstehenden Lichtgottes — (Bal oder Marduk bei den Babyloniern, Adonis bei den Phönikern, Adonai bei den Hebräern genannt) — darüber kann unter Wissenden und Denkenden heute kein Zweifel mehr aufkommen. Aber diese uralten Natur- und Sternenmyten sammelten sich nun wie Lichterkränze und schlugen sich nieder um die ergreifiende und rührende Gestalt des Jesus von Nazareth, welcher die nach dem babylonischen Fxil der Juden aus Iran einströmenden Gleichnisse und Bilder viel menschlicher und vernunftgemäßer als alle früheren Myten zusammenfaßte. Der leidendsten Volkheit entboren — (denn bis zum Auftreten Christi liest sich die Geschichte der Juden schon wie das Tagebuch eines Henkers und doch beginnt erst mit dem Jahre 70 nach Christi ihr eigentlicher Leidensweg) —. pilanzt er auf: das

7*